Jens Clausen – „Das Selbst und die Fremde“

Rating: ★★★☆☆ 

Nehmen wir es gleich vorweg: Bei diesem Titel handelt es sich um die Dissertation von Jens Clausen. Und wie das bei wissenschaftlichen Abhandlungen üblich ist, nehmen sie wenig Rücksicht auf den Leser, denn meist erscheinen davon gerade einmal eine Handvoll Ausdrucke für den Promotionsausschuss und die Bibliotheken.

Für die Erlangung des Doktortitels hat Jens Clausen ohne Zweifel jahrelang gelesen und gesammelt. Die Literarturliste ist gigantisch und allein die Zahl der Fußnoten tendiert gegen 1000 Einträge.

Das alles deutet darauf hin, dass dieses Buch sich wenig für den interessierten Leser ohne Psychologie als Profession eignet. Wer sich dennoch die Mühe macht, es zu lesen, wird dies möglicherweise doch mit einigem Gewinn tun. Clausen hat sich nämlich die Mühe gemacht, die Weltliteratur nach jenen Stellen zu untersuchen, an denen die Autoren wie Goethe, Freud, Camus, Strindberg oder Hölderlin über ihre Befindlichkeiten in der Fremde berichten.

Denn das Buch hat nichts weniger zum Inhalt als die psychische Disposition von Menschen auf Reisen. Häufig ist man in den ersten Tagen nach der Ankunft in der Fremde enorm müde. Meist führt man das auf den Stress der letzten Arbeitstage zurück oder auf das „Reizklima“ von Nord- oder Ostsee. Dabei ist es wohl eher der Stress des Neuen, der eigenen Psyche, der einen derart mitnimmt. Denn diese reagiert zunächst einmal mit Unbehagen auf unbekanntes Neues.

Fazit: Wer sich mit wissenschaftlicher Literatur auskennt oder sich immens für das Thema interessiert, wird reich belohnt, alle anderen Leser werden wohl eher frühzeitig aufgeben.

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