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Der Versuch, die Gegenwart festzuhalten, ist ein höchst schwieriges Unterfangen. Ist sie doch nur ein extrem kurzer Moment zwischen Vergangenheit und Zukunft. Wir haben nur den Augenblick. Und nur da findet das Leben statt.
Nicht zufällig geben Menschen Jahr für Jahr Milliarden aus, um die Gegenwart mittels Foto und Film zu dokumentieren und später als Vergangenheit wieder in die Gegenwart zu transportieren. Man fotografiert, was man ins künftige Leben hinüberretten will. Weil uns das Gespür für die Gegenwart entgleitet, suchen wir Zuflucht im Vorzeigbaren. Für 1/100 Sekunde halten wir die Gegenwart an. Wir halten etwas im Bilde fest, um uns selbst festzuhalten.
Mit „Freundschaft – Augenblicke der Menschlichkeit“ ist ein ohne jede Einschränkung wunderschöner Bildband des internationalen Buchprojekts „Moments of Intimacy, Laughter and Kinship (M.I.L.K.)“ gelungen. Diese Bilder rufen Bilder vor allem aus der Kindheit wach, sind anrührend, lassen den Betrachter lachen und mitfühlen.
Auch wenn Vater und Sohn kaum noch einen Zahn im Mund haben, haben sie auf dem Foto von Tim Lynch immer noch gut Lachen. Oder wenn die zwei Fünfjährigen sich auf dem Foto von Linda Heim wechselseitig am Eis des anderen schlecken, dann wird Erinnerung wach. Und wenn Romano Cagnoni zwei Freundinnen auf Mofa und Fahrrad ablichtet, dann ist auch dies ein Dokument der puren Lebensfreude.
Nur solche guten Bilder sagen mehr als 1000 Worte.
Und es gilt: „Der einzige Weg, einen Freund zu haben, ist der, selbst einer zu sein.“ (Emerson)