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Diese Rezension basiert auf dem gekürzten Hörbuch (5 CDs, 391 Minuten).
Wenn Kritiker ins Schwärmen geraten, bedeutet das für den Leser noch lange keinen Lese- bzw. Hörgenuss. Auch der anspruchsvolle Literaturnobelpreis garantiert weder Erbauung noch gute Unterhaltung.
Gewiss, nichts sollte in dieser Welt tot-geschwiegen werden, keine Deportation, keine Massenvernichtung, keine Verfolgung. Doch an ergreifenden Lagerromanen mangelt es wahrlich nicht: Imre Kertész, Primo Levi, Alexander Solschenizyn. Warum also der „Hype“ um dieses Werk von Herta Müller? Weil es „ein fast unbekanntes Kapitel der europäischen Geschichte“, das Schicksal der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen erzählt, die Herta Müller mit dem inzwischen verstorbenen Lyriker Oskar Pastior (1927 – 2006) rekonstruiert hat – und die offenbar dem Leben von Pastior nachempfunden ist?
Damit kein Missverständnis entsteht: Das Schicksal des Leopold Auberg in diesem (Hör-) Buch ist ergreifend: Rumänien wurde Anfang 1945 von den Russen gezwungen, sämtliche rumänischen Deutschen zwischen 17 und 45 Jahren, Männer wie Frauen, zur Zwangsarbeit in ukrainischen Lagern auszuliefern – Reparationsleistungen in Menschenform.
Auch literarisch gelingt Herta Müller die Schilderung des Leids der Insassen des Arbeitslagers herzzerreißend – doch wirkt die Ästhetik des Schrecklichen oft maniriert, deplatziert: Mich stört das Schöne in einer „Hautundknochenzeit“, in der lauter „Hungerengel“ um ihr Leben zittern, so dass ich Herta Müllers Sprache, ihren Ton großer gezwungener Nüchternheit, nicht recht goutieren kann. Gewiss, sie verfügt über eine große peotische Kraft, wenn sie den Schrecken und das Schreckliche in Bilder fasst. Doch was ist Großes daran, wenn der Schriftsteller dem Elend und dem Elenden „seine Würde lässt“?
Ulrich Matthes gibt sich als Sprecher viel Mühe, den lakonischen Ton dieses Werks zu treffen. Doch gerade der intendierte monotone Vortragsstil macht dem Hörer das Zuhören über weite Strecken schwer.
Fazit: Ohne jeden Zweifel für all jene lesens- bzw. hörenswert, die noch nie mit dem Thema Deportation und Lager konfrontiert wurden; für alle Anderen möglicherweise qualvolle Ästhetik. Und zugegeben: Wäre noch nie ein Buch über ein Arbeitslager geschrieben worden, käme ich zu einem anderen Schluss.