Inge Jens – „Frau Thomas Mann“

Rating: ★★★★★ 

Vorausgesetzt man interessiert sich für Thomas Mann, dann ist die Lektüre die Buches von Inge und Walter Jens ein „Muss“. Nur selten schaffen es Sachbuchautoren, ähnlich spannend zu schreiben wie die Kollegen aus der Belletristik-Sparte – dem Ehepaar Jens ist dies allemal gelungen!

Zwar steht das Leben der Katharina Pringsheim im Fokus dieser Biographie, doch da sie ihr Leben ganz in den Dienst ihres Mannes gestellt hat, erfährt der Leser mindestens ebenso viel interessante Details über eben diesen (Thomas) Mann.

Ja, ich wage gar zu behaupten, dass dieses Buch viele Informationen enthält, die das umfassende Verständnis für das Werk Thomas Manns erst ermöglichen: Wie real seine Figuren – sei es im „Zauberberg“ oder Dr. Faustus – waren, erstaunt einmal mehr; mancher prominente Zeitgenosse hat sich trotz literarischer Umkleidung doch darin entdeckt und war nicht immer dankbar für diese Verewigung.

Hochinteressant auch die Familiengeschichte, die charakterlich so unterschiedlichen Kinder – und das emotional sehr unterscheidende Verhältnis von Mutter und Vater zu diesen.

Und dann die vielen durch die Verfolgung notwendigen Stationen in der Schweiz und in den USA.

Wenn man auf diese Weise erfährt, wie sehr Katharina Pringsheim ihr ganzes Leben in den Dienst ihres Mannes gestellt (ihm „gewidmet“, wie es bei Jensens heißt) hat und doch gleichzeitig eine hochintelligente, autonome und (besonders für diese Epoche) wahrlich emanzipierte (wer daran Zweifel hat, möge nur dieses Buch lesen) Frau war, dann wird deutlich, dass das Werk Thomas Manns ohne sie nicht denkbar bzw. machbar gewesen wäre.

Am Ende entsteht – gewiss nicht nur durch die vielen schwarz-weiß Fotographien dieses Buches – ein möglicherweise ganz neues, anderes Bild dieses deutsche Großschriftstellers, so dass mir im Nachhinein der von mir zwar sehr geschätzte Armin Müller-Stahl im Film „Die Manns“ so gar nicht mehr dem Thomas Mann gleichen will, den ich hier kennenlernte. Und so verändert sich mein Respekt vor dem Schriftsteller Thomas Mann zugunsten der Lebensleistung von Katia UND Thomas Mann.

Und so gesehen erhellt sich auch der Buchtitel: War zwar einst diese Anrede (sicher sehr zum Ärger mancher Souffragetten) üblich, so erhält er doch seine neue Bedeutung in eben diesem gemeinsam erschaffenen Werk.

Fazit: Unbedingt und ohne jede Einschränkung lesenswert!

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