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Ein beachtlicher erster Roman der jungen Autorin Katharina Hagena, die das pralle Füllhorn eines Sommers im erfundenen norddeutschen Dorf Bootshaven über ihre Leser ausschüttet.
Oft erinnert die Lektüre an die Jahrhundertromane von Gabriel Garcia Marquez (100 Jahre Einsamkeit“) oder Isabelle Allende (Das Geisterhaus“) oder an den Roman „Sommergewitter“ des Bremer Autors Friedo Lampe. Die (vermutlich in Ansätzen) wahre Geschichte von Iris Lünschen wird mit phantasievollen Begebenheiten garniert: Ein Johannisbeerstrauch trägt nach dem Fall von Großmutter Bertha nur noch weiße Früchte, ein Apfelbaum treibt im Monat Juni innerhalb von nur einer Nacht reife Früchte, nachdem er seine Äste über Iris und Max Nachtlager ausgebreitet hat.
Gewiss, die Spannung bleibt auf einem niedrigen Niveau. Dazwischen die vielen Rückblenden in die eigene Kindheit, der Versuch die Vorfahren zu verstehen. Dabei ist der verwilderte Garten ein zentrales Motiv des Romans. Iris Lünschen durchdringt das Dickicht erst nach und nach, bis sie in jener Nacht angekommen ist, wo ihre Cousine Rosmarie auf dem Dach des Wintergartens steht. Von der anderen Seite arbeitet sich Max bis zu seinem „Dornröschen“ durch den Garten.
Der immer wieder auftauchende zentrale Satz dieses Romans behauptet, dass es viele Spielarten des Vergessens gibt. Das Erinnern sei eine davon.
Fazit: Ein Roman wie ein langsam und ruhig durch die norddeutsche Tiefebene mäandernder Fluss.