Leon de Winter – „Leo Kaplan“

Rating: ★★★☆☆ 

Es gibt nachweislich verschiedene Wege nach dem Sinn des Lebens zu suchen: Meditieren, philosophieren, beten, reisen, saufen usw.

Leo Kaplan, alias Leon de Winter, bringt es im (Hör-) Buch deutlich alkoholisiert und frustriert in einem Fernsehinterview der RAI in Rom auf seinen Punkt: Der Sinn des Lebens besteht aus zwei Dingen: „Money and a hard-on!“ Und faktisch geht es in diesem deutlich autobiographischen Roman, der in den Niederlanden bereits 1986 erschienen ist, um nichts anderes. Die Hauptfigur Leo Kaplan ist in vielerlei Hinsicht das Alter Ego und der Roman ein Spiegelkabinett seines Autors, in dem dieser sich in allen möglichen Brechungen und Perspektiven ständig selbst betrachtet.

Der in ’s Hertogenbosch geborene Leon de Winter, dessen jüdisch-orthodoxe Familie mit Lumpen ein Vermögen machte hat zieht mit diesem (Hör-) Buch offenbar bereits mit Anfang 30 Jahren ein resigniertes Zwischenfazit seines bisherigen Lebens. Ähnlich wie sein Protagonist hat de Winter nach seinem großen Erfolg mit „Hoffmans Hunger“ eine Schreibblockade.

Sex erscheint ihm als ein mögliches Heilmittel und ist eines der wesentlichen Themen dieses Roman und seiner Figuren. Auch die Liebe kommt in allen ihren Facetten vor, von ihrer romantischsten bis zur käuflichen Form. Doch je mehr Kaplan/Winter den Frauen hinterher rennt, desto häufiger kommt er ins Stolpern. Das, was er für seines Lebens Glück hält, wird so zunehmend zu seinem Verhängnis: Er hält sich für unwiderstehlich und kann den Frauen nicht widerstehen. Seine Unfähigkeit, sich zu binden, macht ihn zum Getriebenen, der wie ein Schmetterling von einer Blume zur nächsten gaukelt, nirgendwo zu Hause ist und darüber letztlich verzweifelt. Kaplan/Winter geriert auf der Suche nach der großen Liebe zum Hamster auf dem Laufrad, dreht sich ständig im Kreis und kommt kein Stück voran.

Die „taz“ wird auf dem Rückendeckel des Hörbuchs zitiert mit „Ein traurig-komisches Buch über Liebesbedürfnis und Lebenslüge“ – und trifft es damit ziemlich genau den Punkt.

Das gekürzte Hörbuch aus dem Jahre 2002 umfasst 6 CDs mit einer Gesamtlaufzeit von fast sieben Stunden. Jürgen Tarrach schlägt sich als Vorleser ordentlich, wäre aber gut beraten gewesen, sich von einem „native speaker“ die Aussprache der häufigen niederländischen Begriffe nahe bringen zu lassen.

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