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Peter Kurzeck nimmt uns dieses Mal auf 7 CDs und etwa acht Stunden mit auf eine Reise in die menschliche Befindlichkeit, aufgenommen vom Saarländischen Rundfunk im Jahre 2007.
Es ist das Jahr 1983. In allen Winkeln lauert das Vergängliche: Der Herbst löst den Sommer ab. So früh schon Herbst? Kein Nachsommer dieses Jahr?
Der „Suff“ ist seit einigen Jahren überwunden, hat Spuren hinterlassen. Immer noch haftet ihm das an, was man heute vornehm „Prekariat“ nennt. Früher nannte man Flüchtlinge oft „asozial“. Das wird man nie wieder ganz los. Er fühlt sich wohl in der Gegenwart von Bettlern und Pennern, spendiert immer eine Zigarette, gibt Geld, obwohl er selber kaum etwas hat.
Doch jetzt schreibt Kurzeck. Muss alles festhalten, auf kleinen Zetteln. Alles kann wichtig sein, nichts darf vergessen werden, verloren gehen. Warum nicht? Vielleicht weil Kurzeck, Jahrgang 1943, in Böhmen geboren wurde und als mittelloses Flüchtlingskind in Staufenberg im Kreis Gießen aufgewachsen ist?
Was machen die (Hör-) Bücher Peter Kurzecks aus, was ist so anders an ihnen? Er entwickelt eine ihm eigene Melancholie, die besonders dann gelingt, wenn er zurückblickt – hervorragend gelungen in seinem Staufenberg-Roman. Der besondere Charme des Hörbuchs liegt darin, dass Kurzeck selber liest. Herrlich dieses „i“, dass er sauer-/siegerländisch immer wie „ie“ spricht: „Das Kiend“, „der Wiend“.
Ob man es „mit einem ganz Großen seiner Zunft zu tun hat“, wie FAZ-Autor Andreas Platthaus auf dem Cover zitiert wird, nein, dem mögen wir uns bei aller Sympathie in diesem Fall nicht anschließen. Dafür fehlt es dem Buch an Dramaturgie: Die in der Chronologie immer wieder springende Erzählung von Peter, Sibylle und Carina in Frankfurt am Main wechselt mit der Erzählung über Jürgen und Pascale, die in Südfrankreich mit einem kleinen Restaurant „ausgestiegen“ sind, ab. Aber was will uns Kurzeck wirklich erzählen? Ein Handlung sucht man vergebens. Und hier darf man Parallelen zu Genazino ziehen.
Fazit: Nein, kein (Hör-) Buch für Jedermann, eher ein (Hör-) Buch für Wenige. Auch „Roman“ scheint faktisch kein passender Gattungsbegriff für dieses autobiographisch-poetische, detailversessene, zärtliche Werk zu sein. Kurzeck, das ist nur etwas für geduldige Leser / Hörer mit einem deutlichen Hang zu Melancholie.