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Die Reihe „Weit draußen“ von GEO Hörwelten gehört zum Besten, was die belletristische Reiseliteratur in Hörbuchform zu bieten hat.
„Mein Leben als Pavian“ fällt inhaltlich dabei ein wenig aus dem Rahmen der anderen Hörbücher. Hier wird das Leben und die Forschungsarbeit des Harvard Professors Robert M. Sapolsky über Primaten beschrieben. Die Bezeichnung „Woody Allen der Verhaltensforschung“ ist nicht von der Hand zu weisen: „Der Pavianhorde schloss ich mich in meinem 21. Lebensjahr an. Als Heranwachsender hatte ich nie mit dem Gedanken gespielt, ein Steppenpavian zu werden; ich hatte vielmehr geglaubt, aus mir würde ein Berggorilla.“ Und wer käme schon auf den Gedanken, den Mitgliedern einer Affenhorde durchgehend biblische Namen zu geben?
In der Tat besteht der vielleicht größte Reiz des (Hör-) Buches darin, große Parallelen zwischen menschlichem Verhalten und dem von Primaten zu entdecken. Der Neandertaler erscheint einem plötzlich nicht sehr weit entfernt und die Firnis menschlicher Zivilisation doch recht dünn.
Die Forschungsarbeit (Sapolsky hat über Stress und Neurologie publiziert) erfordert es, das Sapolsky seine Paviane ständig „piekt“, um Blut- Speichel- und andere Proben zu entnehmen. Das ist sicher nicht jedermanns Sache. Doch wenn Sapolsky zum Ende des Hörbuchs hin den zivilisationsbedingten Ausbruch von TBC bei den Steppenpavianen beschreibt, wird es manchem Leser bzw. Hörer mit Sicherheit mulmig werden, wenn überaus plastisch beschrieben wird, wie Sapolsky einen Pavian nach dem anderen seziert und verflüssigtes Lungengewebe eitrig gelb und schleimig aus dem Brustkorb quillt.
Das vorliegende Hörbuch wird vom Schauspieler Christoph Waltz professionell vorgelesen, auch wenn mir seine Konsonanten manchmal etwas zu stark knarzen, was vermutlich seiner österreichischen Provenienz geschuldet ist.
Fazit: Ein inhaltlich spannendes und vielfach auch humoriges Hörbuch, besonders für Hörer bzw. Leser mit Interesse an der Primatenforschung.