Thomas Klupp – „Paradiso“

Rating: ★★★☆☆ 

Gewiss, Thomas Klupp kennt sein Metier, hat er doch selber Erfahrungen als Kameraassistent und das zudem beim Regionalsender Oberpfalz TV gesammelt und Theaterwissenschaften an der FU Berlin studiert. Und ohne Zweifel ist er als Autor von Erzählungen und Herausgeber der Literaturzeitschrift „Bella“ mit dem Literaturkanon vertraut.

Gleich zu Anfang seines Romans gibt er dem Leser denn auch einen entscheidenden Hinweis auf das, was dieser im Laufe der Handlung zu erwarten hat, wenn den Studenten Raskolnikow aus Dostojewskis „Schuld und Sühne“ zitiert. Und in der Tat gibt es starke Parallelen: Ähnlich wie Raskolnikow versteht es Klupps Protagonist Alex(ander) Böhm noch seine übelsten Verhaltensweisen vor sich selber zu rechtfertigen – und nie wird er seinen eigenen Ansprüchen gewachsen sein.

Auch andere Assoziationen aus der deutschen Literatur können dem Leser einfallen, sei es von Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“ oder Thomas Mann Schelmenroman „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“.

Damit kein Missverständnis entsteht: Hier hat der Autor (legitime) Anleihen bei der Weltliteratur gemacht, ohne jedoch als Autor dieses Werks je auch nur in die Nähe eines Dostojewski, von Eichendorff oder Mann zu rücken. Denn dass das (Hör-) Buch „Ein großartiger Gesellschaftsroman“ sei, wie die „Welt am Sonntag“ auf dem Rückdeckel zitiert wird, das sei vehement bestritten – dazu fehlt es ihm an Tiefe, Reflexion und Sprache. Bis zu einem solchen Prädikat ist es noch ein weiter Weg für einen zweifelsohne begabten Jungautoren

Das Hörbuch wird vom Schauspieler Max Urlacher kongenial im laxen Studentenjargon auf vier CDs und 314 Minuten ungekürzt vorgelesen.

Fazit: Ein zynischer Roman um Pubertät, Provinz, Pickel und Frauen („Süddeutsche“).

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