Tiziano Terzani – „Das Ende ist mein Anfang“

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Dieses Buch ist weit mehr als eine (Auto-) Biographie – es ist ein Buch eines weisen Mannes über das Leben an sich.

Geboren im Jahre 1938 in Florenz, war Terzani von 1972 bis 1997 Korrespondent für den SPIEGEL in Asien, schrieb aber auch für andere Zeitungen und veröffentlichte mehrere Bücher.

Im Jahre 2004, dem Jahr seines Todes, hält er mit seinem Sohn Folco eine Rückschau auf sein Leben und dessen Stationen. Drei Monate setzen sich die beiden nahezu jeden Tag für einige Stunden zusammen, Folco Terzani hält die Dialoge fest und gibt diese als 400-seitiges Buch, das erstmals 2006 auf Italienisch erschienen ist.

Tiziano Terzani nimmt uns Leser dabei mit auf seine vielen Reisen nach Asien. Lange war er Korrespondent in Vietnam und berichtete in chronologischer Reihenfolge über die Schrecken dieses unwürdigen Krieges. Weitere Stationen waren Kambodscha, China, Japan und Indien. Die Kapitel beginnen immer mit einem Bild Terzanis aus der jeweiligen Periode. Der Leser begleitet Terzani auch auf Fotos vom jungen, gut aussehenden Mann mit dichtem Schnurrbart zum alten Greis mit schlohweißem Haar, das ihm fast das Aussehen eines indischen Gurus gibt.

Anschaulich und ruhig werden die großen Umbrüche im Asien des 20. Jahrhunderts geschildert. Der Leser blickt mit Terzani noch einmal zurück auf die wahnsinnigen Kriege und Vernichtungsstrategien in Asien und ist verwundert über den oftmals an Leichtsinn grenzenden Mut Terzanis, sich für eine gute Geschichte in größte Gefahr zu begeben.

Doch welch ein Unterschied zu den „modernen“ Berichterstattern, die vom klimatisierten 5-Sterne-Hotel über ein fremdes Land berichten – Terzani war immer an der „Basis“, hat jahrelang unter primitivsten Bedingungen mit Land und Leuten gelebt. Und nur auf diese Weise hat er etwas erlebt und verstanden – von den Vietnamesen, den Kambodschanern, den Chinesen, den Japanern und Indern. „Oral History“ nennt man so etwas wohl.

Parallel dazu hat das Buch noch eine ganz andere Ebene: Es stellt uns einen großen Mann am Ende seines Lebens vor, der den Tod in nahezu buddhistischer Weise annimmt. Keine Angst, kein Zaudern, kein Hadern – trotz Schmerzen und körperlichen Einschränkungen. Wir erleben einen Menschen mit Haltung. Denn Terzani hat die Zeit in Asien weniger für die Ausübung seines Berufes genutzt, als zur Suche nach den entscheidenden und letzten Fragen des Lebens überhaupt.

Und so stirbt Terzani dann am Ende dieses großartigen Buches in Würde und Frieden. Ein erfülltes Leben, das den Tod nie gefürchtet hat.

Fazit: Eines der schönsten und berührendsten Bücher seit Langem.

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