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Für einen Buchhändler ist es nicht eben förderlich, wenn ein Rezensent ein Buch schlecht bewertet. Doch wenn es einen Bewertungsspielraum von fünf Sternen gibt, sollte man den auch benutzen.
Ich erlaube mir daher einmal eine abweichende Meinung über das Buch „Lea“ des Philosophen Peter Bieri, alias Pascal Mercier, und hoffe, damit einen kleinen Beitrag auch im Sinne des Märchen von Hans Christian Andersen „Des Kaisers neue Kleider“ zu leisten und den nackten Tatsachen einmal ins Auge zu blicken.
Lassen es Sie mich daher unverzüglich niederschreiben: Das Buch ist gähnend langweilig! Und lassen Sie mich fortfahren: Das Buch ist die Inkarnation des Kitsches. Kein Klischee, das hier ausgelassen wird.
Es dräuen ferner lauter dunkle Fügungen, nach dem Motto „Mit des Schicksals Mächten ist kein ewger Bund zu flechten!“ Das Ganze ist von einer zermürbenden Depressivität und selbst die minimalistischsten Gefühlsanwandlungen erhalten schicksalshafte Bedeutung. Noch das banalste Verhalten der „Violinprinzessin“ wird zum Edelmenschentum hochstilisiert.
Auch fand ich keine Spur von „aufwühlender Dramatik“, wie der Klappentext meint, stattdessen nur zermürbende Monologe und eine diffuse und eine ständig retardierte Entwicklung der Handlung.
In einem Satz, das Buch ist prätenziös und will besonders durch Anspielungen auf das noch Kommende gewollt geheimnisvoll wirken. Doch es gibt kein Geheimnis. Und so geht die „geheimnisvolle Violinprinzessin“ den langen „entsagungsvollen Weg durch die Welt der Töne in einem verzehrenden Fieber bis zu ihrem bittersüßen Ende“.
Angeblich inspiriert durch Claude Sautets Film „Ein Herz im Winter“ hat Bieri dieses Buchprojekt zehn Jahre lang verfolgt. Das Thema hätte durchaus etwas hergegeben. Herausgekommen ist aber leider nur ein banales Buch.