Wolfgang Büscher – „Berlin – Moskau“

Rating: ★★★★☆ 

Es gehört schon viel Mut dazu, eine solche Reise zu Fuß zu unternehmen. Über die näheren Beweggründe erfährt der Leser leider nichts, ob sie einer romantischen oder journalistischen Idee entspringt.

Solche Spaziergänge haben in der deutschen Literatur eine lange Tradition. Johann Gottfried Seume wanderte Anfang des 18. Jahrhunderts von Sachsen nach Syrakrus und hielt dies literarisch fest. Theodor Fontane beschrieb ein Jahrhundert später seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ und Michael Holzach schrieb wiederum ca. 100 Jahre später seinen Reiseroman „Deutschland umsonst“, um nur mal einige Episoden zu benennen (und ohne die Reisen des Geheimrats Goethe oder „Soweit die Füße tragen“ geringschätzen zu wollen).

82 Tage auf etwa 200 Seiten, das verlangt schriftstellerische Disziplin. Vermutlich deshalb bleiben Situationsbeschreibungen hin und wieder nebulös, erschließen sich dem Leser nicht. Auch setzt Wolfgang Büscher ein Wissen voraus, das die meisten Leser vermutlich überfordert.

Doch ist man als Leser immer hautnah mit dabei, staunt, gruselt sich gar manches Mal und ist froh, den Osten aus der sicheren Leserposition miterleben zu können, schrieb doch schon einst André Heller, dass die wahren Abenteuer doch im Kopf stattfänden.

Eine Landkarte hätte dem Buch sicher auch gut zu Gesichte gestanden, anhand der der Leser die 82 Etappen geographisch hätte verfolgen können.

Alles in allem eine lohnenswerte Lektüre, die Lust auf mehr macht für alle Reisenden, besonders aber für „Ostalgiker“, die zum Beispiel auch die Bücher über Osteuropa von Gerd Ruge und Kollegen zu schätzen wissen.

Am Ende muss wohl fast jeder Leser zugeben: Unsere östlichen Nachbarn sind uns bisher weitgehend unbekannt. Begeben wir uns also auf Entdeckungsreise mit Wolfgang Büscher.

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