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Gewiss, erbaulich ist das Buch, mit dem Edward St Aubyn (* 1960) seine Roman-Trilogie beginnt, dessen erster Teil „Schöne Verhältnisse“ ist, nicht. Daran kann auch das ungekürzte Hörbuch mit seinen 4 CDs und 254 Minuten nichts ändern.
Die Frage, ob es einen kongenialeren Sprecher als Matthias Schweighöfer (* 1981) für dieses Hörbuch gäbe, ist hingegen leicht zu beantworten. Dabei geht es nicht um seine sprecherischen Qualitäten, sondern vielmehr darum, ob er den Subtilitäten des englischen Sprach- und Kulturraums gerecht wird. Snobismus, Sarkasmus und Sprachwitz sind seine Sache nicht – so dass einem in der Tat andere Sprecher sofort einfallen, die in der Lage wären, diesen Anforderungen besser gerecht zu werden.
Die Dekadenz des britischen (Nieder-) Adels wird am Beispiel der Oberschichtfamilie Melrose, die sich in Frankreichs Sommerfrische aufhält, mehr als deutlich. Nur Alkohol, Tabletten und andere Drogen halten die Protagonisten am (Über-) Leben. Exzesse, wie sie sonst nur die Regenbogenpresse vermeldet, sind an der Grenze des Erträglichen. Nach der (Hör-) Lektüre mag man allerdings manch unappetitlicher Nachricht aus dem Buckingham Palace nun doch eher Glauben schenken. In der Tat sind das wenig „Schöne Verhältnisse“!
Fazit: Nichts für schwache Nerven und ungeduldige Leser – dennoch lesens- wenn auch weniger hörenswert.