Rating: 
Nadja Tiller und Walter Giller (beide Jahrgang 1927) leben bereits seit einigen Jahren getrennt in einem Hamburger Seniorenheim. Sie wissen also, was Mankell meint, wenn Sie dessen Text vorlesen und sind daher kongeniale Sprecher für dieses Hörspiel – auch wenn es die erste Hörspielarbeit für beide ist.
Auf einer CD und ca. 66 Minuten Hörzeit erlebt der Hörer ein seit sechs Jahrzehnten verheiratetes aber seit über zwei Jahrzehnten getrennt lebendes Paar. Zu den beiden erwachsenen Töchtern haben sie nur getrennt und selten Kontakt.
Eines Nachmittags klingelt es bei ihm, er schlurft mühsam zur Tür – und da steht sie nun, seine Frau. Was nun folgt, ist eine gnadenlose Abrechnung. Sie will die Scheidung und ist zu ihm gekommen, damit er die Papiere unterschreibt. Sofort. Aber er will nicht.
Der Streit eskaliert: „Seit zehn Minuten bist du hier und schon streiten wir uns. Du warst es doch, die beschlossen hatte, herzukommen.“ – „Und du warst es, der eben die Tür aufgemacht hast.“ – „Wer hätt‘ es denn sonst tun sollen? Ich hab‘ dich nicht reingelassen, damit du jetzt Streit anfängst.“ – „Ich streite nicht, ich bin ungeduldig.“
Was nun folgt ist ein Dialog über Betablocker und Diabetes, das Herz, das Nichtschlafenkönnen, die Galle, die Prostata und beide zählen die Tabletten auf, die sie einnehmen müssen.
Dann fällt ein Satz, der zeigt, worum es eigentlich geht – bei ihr und bei ihm: „Ich habe Angst.“ – „Wovor?“ – „Zu sterben.“
Nach 23 Jahren Trennung kommt endlich Offenheit: Kein Versteckspiel mehr, keine Lügen, kein Mitleid. Man stellt plötzlich fest, wie wenig man übereinander weiß: „Warum setzt du dich ins Dunkel?“ – „Ich vertrage das Licht nicht. Du weißt ja, mir brennen dann die Augen.“ – „Weiß ich das? Ich weiß gar nichts.“
Fazit: Ein bedrückendes aber auch berührendes Ehe-Szenario im hohen Alter, über eine Liebe, die sich im Alltag der Ehe verlor.