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Auf 2 CDs und 120 Minuten liest Peter Kurzeck uns seinen Aufenthalt in seiner zweiten Wahlheimat, dem Ort Uzès in Südfrankreich aus dem Jahre 2003/2004 vor, wohin er jedes Jahr wegen des milden Klimas im Winter und zum Schreiben fährt. Einst zogen ihn die langen heißen Sommer in die südfranzösische Provence. Aber mit den Jahren merkt er, dass die Winter noch viel schöner sind. Von seiner winterlichen Provence erzählt Peter Kurzeck, von Ausflügen nach Nîmes und Avignon, der seit Monaten vor sich hergeschobenen Steuererklärung, von der unter südlichem Licht und Mistral sich endlos ausdehnenden Landschaft und den Menschen, die sie prägt.
Im Februar 2004 erleidet er dort eines abends einen leichten Schlaganfall. Mit der ihm typischen äußerster Erinnerungsgenauigkeit beschreibt Peter Kurzeck alle Details vom ersten eigenen Erleben kleiner Lähmungen, der Ursache (Herzklappenentzündung), bis hin zur ärtzlichen Behandlung. Das Ereignis gibt ihm das Gefühl, die Kontrolle über sein Leben verloren zu haben. Auf dem Monitor flattern seine Herzklappen wie „Flaggen im Wind“, existenzbedrohend, aber „man möchte ewig leben, solange der Mistral weht“.
Nach dem von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeierten und als „Hörbuch des Jahres 2008“ ausgezeichneten Roman „Ein Sommer, der bleibt“ und dem Hörbuch „Da fährt mein Zug“ ist „Mein wildes Herz“ die dritte gemeinsame Produktion von Peter Kurzeck und Klaus Sander vom supposé Verlag.
Das besondere an allen drei Hörbücher ist, das Kurzeck frei und ohne jedes Manuskript erzählt, wie immer fesselnd, auf außerordentlich unangestrengte Weise – das erinnert mich in gewisser Hinsicht an jene Fernsehsamstage in den später 50er Jahren, wo ein Luis Trenker uns Kindern auch ohne jegliches Manuskript mit in seine Bergwelt genommen hat.
Wie Nahe Genie und Wahnsinn auch in seinem Fall sind, wird deutlich, wenn Kurzeck zB von seinen Schlafstörungen schreibt. „Wenn alle schlafen, dann muss doch jemand auf die Welt aufpassen!“ Und das an sich Banale erhält durch ihn Bedeutung, wenn er erzählt, dass er plötzlich unbedingt vier große Bahnhofsuhren kaufen muss, um sich der verrinnenden Zeit gegenwärtig zu werden. Als er ein Buch über Rembrandt nicht finden kann, gerät er in Weltuntergangsstimmung, in obzessive Panik. Etwas in seinem kleinen Universum ist nicht an seinem gewohnten, nicht an seinem festen Platz. Das geht doch nicht! Das kann und darf nicht. Doch das Buch hatte sich nur ein wenig versteckt. Die gewohnte Ordnung ist wiederhergestellt.
Schade nur, dass auch dieses Hörbuch partout so völlig ohne jede Information auskommen will. Kein „Booklet“, keine Hinweis auf die Entstehung oder den Inhalt. Das ist bei aller Kurzecksche Bescheidenheit dann doch etwas karg.