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Thomas Bernhard gehört zu den umstrittensten Schriftstellern deutscher Sprache (wobei die österreichischen Kollegen ja häufiger in diese Gattung fallen, wenn man MRR glauben darf) – und meines Erachtens zu den überschätztesten.
Um es gleich auf den Punkt zu bringen, mir erschließt sich dieses Buch auch nach dem fünften Anlauf nicht. Ich empfinde es als gähnend langweilig in Inhalt und Stilistik. Auf jeder Seite x-fach immer wieder die gleiche gebetshafte Formulierung „sagte er“, „dachte ich“ – ja, was soll denn daran großartig sein? Dass Bernhard Minetti auf dem Schutzumschlag zitiert wird, weil er sich „in Bernhard’schen Sätzen“ stundenlang unterhalten kann, ficht mich nicht an.
Was am Inhalt Fiktion oder Wahrheit ist? Wer mag’s sagen? Erfahren wir wirklich etwas Wahreshaftes über Glenn Gould? Die laut Klappentext „virtuos erzählte Geschichte vom Virtuosen“ könnte beim Leser möglicherweise den Verdacht erwecken, nicht nur Bernhards Figur Wertheimer „sei wahnsinning geworden“ (S. 156). Bevor der Leser selber vom Wahn befallen wird, legt er besser das Buch aus der Hand – oder verzichtet gleich ganz auf die Lektüre.