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Dass Walter Kempowski ein notorischer Sammler ist, hat sich hinlänglich herumgesprochen. Für sein „Echolot“ hat er dafür auch gebührende Anerkennung bekommen.
Beim vorliegenden Buch, dem VIII. Band einer „Deutschen Chronik“, hat man jedoch den Eindruck, gesammelte Restzitate dieser Mühewaltung zum Thema Schule vorgesetzt zu bekommen. Da haben die anderen Werke Kempowskis als Romane oder Erzählungen in jeder Hinsicht mehr zu bieten.
Wer Kempowski kennt, weiß, dass das Thema Schule für ihn zentral ist. Als Lehrer einer „Zwergschule“ hat er seine Erfahrungen in wunderbaren Erzählungen und Romanen verewigt. Dass dieses Buch laut Klappentext „ein Erinnerungsbuch mit der Eindringlichkeit eines Romans“ sei, darf jedoch heftig bezweifelt werden. Ein disparates Sammelsurium der Erinnerungen von etwa tausend Menschen erschließt sich mir nur schwer.
Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, nach denen die Wortanzahl in den Sätzen deutscher Schriftsteller mit zunehmendem Alter stetig geringer wird. Kempowski hat diese Erkenntnis auf die Spitze getrieben: In diesem Buch findet sich vermutlich kein einziges Wort von ihm selber wieder. Und das ist ausgesprochen schade.