Christopher West – “Der Verräter vom Schlangental”

Rating: ★★★★☆ 

Wer Pater Mays bisher erschienenen drei Krimis mag und auf den vierten nicht warten kann, ist auf jeden Fall mit Christopher West sehr gut bedient!

West gelingt das, was anderen Kriminalautoren manchmal fehlt: Er kombiniert einen Fall (wie immer Mord) mit einer Vielzahl landeskundlicher und politischer Informationen über das neue China. Hier knüpft West an die von Sjöwall und Wahlöö begonnene erfolgreiche Tradition des sozialkritischen Kriminalromans an. Wests Kommissar heißt Wang und ähnelt wohl aber nicht zufällig seinem schwedischen Kollegen Beck, was die familiären Verwicklungen betrifft.

Dabei nimmt West/Wang weder einen unkritischen noch einen dogmatischen Standpunkt gegenüber den herrschenden Verhältnissen in China ein. Im Gegenteil, in guter literarischer Manier, stellt er den Protagonisten dar, wie er sich im Spannungsfeld der obwaltenden Verhältnisse entwickelt. Insofern stimmt der Klappentext, dass West „ein menschlich und politisch stimmiges Bild vom heutigen China vermittelt“.

Im vorliegenden Buch begibt sich Kommissar Wang in seine alte Heimat. Die sog. Kulturrevolution hat auch hier keine Rücksicht auf menschliche Schicksale genommen. Entwurzelte, verzweifelte und skupellose Menschen, einst Einwohner derselben Gemeinde versuchen, jeder auf seine Weise, zurecht zu kommen. Gemeinsame Interessen gegen eine geplanten Staudamm zu entwickeln, fällt vor dem Hintergrund alter und neuer Strukturen schwer. Und einer schreckt auch nicht vor Mord zurück.

Alle bisher vorliegende Romane vermitteln dem Leser immer auch ein Bild der Lebenssituation der Menschen in der VR China in den vergangenen drei Jahrzehnten. Schon deshalb spannende Unterhaltung.

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