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Reinhard Mohn, Aufsichtsratvorsitzender der Bertelsmann AG, hat dieses Buch bereits im Jahre 1986 geschrieben. Es ist 1996 in vierter und erweiterter Auflage erschienen.
Interessant ist es auch heute noch. Vor allem deshalb, weil hier jemand aus dem Lager der Unternehmer versucht, eine mögliche Neuordnung von Kapital, Arbeit und Management zu beschreiben.
Gerade im Zeitalter des „Shareholder Value“ gibt es nur noch wenige „vernünftige“ Stimmen im Lager der Unternehmer und angestellten Unternehmenslenker, denen Humanismus mehr ist als eine leere Formel. Das Buch ist ein Bekenntnis zu dem im Unternehmen tätigen Menschen. Wesentliche Erkenntnis: Mitarbeiter arbeiten nicht mehr FÜR das Unternehmen oder den Kapitaleigner, sondern IM Unternehmen für ihre eigene (Selbst-) Verwirklichung.
Ungewohnte Töne gerade in den letzten Jahren, aus denen uns die markigen Parolen der diversen Verbandsvertreter aus Industrie und Handel, insbesondere der Herren Stihl, Hundt & Co. noch in den Ohren dröhnen. Von Mohns Einstellung zu Mitarbeitern in Unternehmen kann so mancher „Hardliner“ lernen, wäre er denn vor lauter Eitelkeit (der Mohn ein ganzes Kapitel widmet) noch lernfähig.
Führen heißt für Mohn dienen, und zwar in erster Linie der Gesellschaft, in zweiter dem Unternehmen und den in ihm Tätigen und erst in dritter Linie den Kapitalgebern. Ein völlig unzeitgemäßer Ansatz möchte man meinen, wenn man den ganz anders gearteten vollmundigen Erklärungen eines Jürgen Schrempp glaubte, der allerdings gerade dabei ist, seinen „Shareholder Value“, ja, schlimmer noch, das Unternehmen Daimler Chrysler, an die Wand zu fahren. Zufall? Wohl kaum, denn für den „Shareholder Value“ stemmt sich kein „Bandaffe“ bei Daimler rein. Da muss man schon ständig übertarifliche Löhne zahlen, will man denn überhaupt noch eine einigermaßen brauchbare Leistung sehen.
Für Mohn bringt ein auf Kooperation gegründetes Unternehmen durch die Motivation aller Beteiligten eine sehr viel größere Leistung – und genau das rechtfertigt für ihn jede Anstrengung, auch wenn der Zeitaufwand dafür unstrittig größer ist.
Mohn macht auch deutlich, dass Kapitalbesitz nicht mehr zur Führung legitimiert, sondern einzig fachliche Kompetenz und menschliche Haltung – letzteres ein knappes Gut in großen Konzernen. Nie darf die Führungskraft ihren Mitarbeitern die menschliche Achtung schuldig bleiben. Wäre das doch nur überall in diesem unserem Lande so, wo auch die politische Führungskaste täglich demonstriert, wie wenig sie Anstand oder gar Gesetz achtet (vom Wert der „Ehrenworte“ wollen wir hier gar nicht erst reden).
Das Buch bietet Führungskräften eine Vielzahl von Gelegenheiten zum Nachdenken – besonders dokumentiert durch den Abdruck der „Unternehmensverfassung der Bertelsmann AG“ mit den „Leitsätzen für die Führung“ im Anhang. Klar, dass Mohn keinen anderen als den kooperativen Führungsstil für erfolgreich hält. Wer das praktisch anzweifeln will, muss sich schon einiges einfallen lassen: immerhin ist der Medienkonzern Bertelsmann auf dem Weg zur Weltspitze.
Fazit: Insgesamt ein lesenswertes Buch, das eine gute Sicht auf verantwortlich handelnde und im positiven Sinne liberal orientierte Unternehmen frei gibt.