Uwe Tellkamp – „Die Schwebebahn“

Rating: ★★★★★ 

Uwe Tellkamp hat ein neues Buch geschrieben. Zwei Jahre nach dem preisgekrönten Roman „Der Turm“ kommt „Die Schwebebahn – Dresdner Entdeckungen“ heraus, kein weiterer Gattungsbegriff.

„Die Schwebebahn“ ist nicht die „Turm“-Fortsetzung, es ist stiller. Beschrieb Tellkamp im „Turm“ das Akademikermilieu im Dresdner Nobelviertel „Weißer Hirsch“ in den letzten Jahren der DDR, führt er den Leser / Hörer nun ein in den weniger bekannten Stadtteil Johannstadt. Dort verbrachte Tellkamp seine früheste Kindheit in einem Plattenbau, bevor die Familie in eine Villa auf dem „Weißen Hirsch“ zog.

Das Dresden meines Temperaturgedächtnisses ist eine Winterstadt,“ so beginnt Uwe Tellkamp dieses Mal. Er erzählt in 33 Kapiteln, wie es drüben in der Johannstadt gewesen ist, wie er als Schüler einmal die Woche in die Industrieproduktion musste. Oder wie er in den Seitenarmen der Elbe baden war.

In seinen Personenbeschreibungen und autobiografischen Skizzen schlendert er durch Dresden, beschreibt Industrieanlagen aus der DDR, schildert alteingesessene Geschäfte und spürt dort nach, was vom großbürgerlichen Dresden der Vorkriegzeit überlebt hat. Er sucht das Alte im Aktuellen und überlegt, wie die Gegenwart den Blick auf das Vergangene prägt.

Der Titel verweist auf die Loschwitzer Schwebebahn, die erst am Ende kurz erwähnt wird – und offenbar programmatisch ist: „Das Schwebende ist das Prinzip dieses Buches, zwischen Zeit und Raum, den Erinnerungen und der Geschichte, auch zwischen den Figuren.“

Gewiss, auch dieses eher kleinere Werk ist ein „BiBü-Buch“, ein Bildungsbürgerbuch also, ein persönlich gehaltenes Erinnerungs- und Erkundungsbuch der Stadt Dresden, das, wie man lesen kann, ursprünglich wohl als kurzes Reisebuch für eine Reihe bei Suhrkamp gedacht war, in der Schriftsteller über ihre Heimatstadt schreiben. Tellkamp hat dann episch etwas mehr daraus gemacht, er kann das, auch wenn er in seiner ihm typischen Weise gedrechselt und geschraubt schreibt, ihm die Sätze Thomas-Mann-artig lang geraten, die Sätze verschachtelt sind – und die Sprache oft pathetisch ist

Das Hörbuch wird wieder von Sylvester Groth kongenial vorgetragen und zwar auf 2 CDs und 156 Minuten.

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