Leon de Winter – „Hoffmans Hunger“

Rating: ★★★☆☆ 

Leon de Winter ist ein philosophisch interessierter Schriftsteller. Das ist zunächst einmal begrüßenswert. Auch in diesem Roman lässt er seinen Protagonisten Hoffman parallel zum Handlungsstrang nach Antworten auf existentielle Grundfragen suchen. Auch das ist erfreulich.

Doch wie auch in dem später erschienenen Buch „Nachtzug nach Lissabon“ von Pascal Mercier, legt Leon de Winter dem vorliegenden Titel als rotem Faden die Lektüre eines
philosophischen Werks in Zitatform (in diesem Fall Spinoza) zugrunde.

Auch Martin Walser hat mich in einem seiner letzten Romane mit diesem Griff in die dramaturgische Trickkiste gewaltig gelangweilt. Die Frage, die nur jeder Leser für sich beantworten kann, ist jedoch: Will ich ein spannendes Buch oder ein philosophisches Werk lesen? Mal will man das Eine und mal das Andere. Beides miteinander zu kombinieren, ist verlockend, birgt aber immer das Risiko, damit nicht den Nerv des Lesers zu treffen. Das Ergebnis: Der am Handlungsstrang interessierte Leser hudelt über die philosophischen Exkurse hinweg, der philosophische interessierte über den Handlungsstrang.

Letzterer ist anspruchsvoll aufgebaut. Wer jedoch Bücher nicht am Stück, sondern in täglichen (oder nächtlichen) Abschnitten liest, läuft in die Gefahr, den Überblick zu verlieren und die Zusammenhänge nicht zu erkennen (oder zu vergessen). Das ist dann ärgerlich bzw. lästig. Man kann es auch übertreiben, wenn man gewollt anspruchsvoll schreiben will.

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