Peter Stamm – „An einem Tag wie diesem“

Rating: ★★★★☆ 

Die Sprache Peter Stamms ist kunstlos und ohne Schnörkel. Auffallend sind die kurzen Sätze. Subjekt, Prädikat, Objekt – wenig Nebensätze.

Zwar lebt Peter Stamm in Winterthur im Kanton Zürich, man könnte aber meinen, er sei in einem der abgelegenen Täler in der Schweiz geboren (Emmenthal, Berner Oberland),  weil die Bewohner eben jener Gegenden sich auch heute noch oft durch eine eher bedächtige Art, die sich auch in Sprache ausdrückt, auszeichnen.

Man würde meinen, das sei öde, doch Stamm beweist, dass auch wortkarge Schweizer durchaus etwas zu sagen, zu schreiben haben.

Die innere Befindlichkeit bzw. auch der Handlungsstrang lassen in der Tat an die Werke
Albert Camus erinnern. Doch als dieser schrieb, wurde Stamm erst geboren.

Dem Protagonisten Andreas ist alles gleich (gültig). Er ist haltlos, er hängt an nichts, nicht einmal an seinem Leben. Sein Verhältnis zu Frauen reduziert sich im Wesentlichen auf Sex. Er gebraucht sie, sie benutzen ihn.

Thematisch passt dieses Buch, das vorgibt ein Roman zu sein, sich jedoch eher an der Grenze zur Erzählung bewegt, eher in die 70er und 80er Jahre des 20. Jahrhunderts. Ich denke dabei auch an Uwe Timms „Heißer Sommer“ (1974).

So gesehen haben wir es mit einem „anachronistischen“ Werk zu tun, das vermutlich vor allem jene Leser erreicht, die sich in den 70er Jahren zu Hause fühl(t)en und auch heute noch auf der Suche nach dem Sinn unserer Existenz sind.

Dieser Beitrag wurde unter 4 Sterne, Roman abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.