Peter Hahne – „Schluss mit lustig“

Rating: ☆☆☆☆☆ 

Bei diesem Buch ist wirklich Schluss mit lustig!

Die plakativen Gedankenentwürfe, die ja bei einem Teil der Leser/Zuhörer offenbar gut ankommen, sind dabei noch harmlos. Sie zeugen nur von einer gewissen geistigen Schlichtheit des Autors. Viel gefährlicher ist hier der „Brandsatz“, den Hahne hier gegen „alles andere“ formuliert. Und das alles in der übelsten Polemik, die mir seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten untergekommen ist!

Nach dem immer gleichen Muster „Jeder Dritte hat Karies, jeder dritte Mensch ist Chinese, also haben alle Chinesen Karies“ behauptet Hahne im Zusammenhang mit dem Begriff „Toleranz“ zum Beispiel: „Dabei ist diese Art von Toleranz oft nichts anderes als ein manipulatives Tarnwort für eigenen Standpunktlosigkeit. In Wahrheit führt das konsequent weitergedacht, zur Intoleranz. Denn wenn ich selber ohne Standpunkt bin, billige ich auch anderen diese nicht zu.“ Da bleibt einem doch glatt …

An anderer Stelle verrät Hahne zum gleichen Thema seine eigentliche Mission: „So kann ich um des anderen willen selbst Überzeugungen achten, die ich nicht teile. Ich kann sie erdulden, ertragen (lat. tolerare), ohne meinen eigenen Standpunkt leugnen zu müssen. Und wenn ich’s mit meinem Gegenüber gut meine (und das sollten wir als tolerante Menschen!), dann werde ich versuchen, sie ihm auszureden.“ Genau von diesem Denkbild müssen die Missionare wohl ausgegangen sein, als sie vor einigen Jahrhunderten „die Wilden“ zum christlichen Glauben zu bekehren suchten.

„Denn wenn Gott weichen muss und der Mensch an die erste Stelle tritt, sind Extremismus und Fanatismus die Folge. Der atheistische Fundamentalismus ist die
größte Bedrohung unserer Gesellschaft.“ Das nennt man wohl „Logik“ bei gleichzeitiger Entdeckung einer neuen feindlichen Spezies.

Ein weiterer perfider Dreisatz: „Ohne Hoffnung leben heißt, ohne Ziel leben. Zielloses Leben aber ist ein Leben ohne Orientierung. Ein Mensch ohne Orientierung ist haltlos.“

Schuld an allem hat 68er Generation, bei der Hahne selbst nicht davor zurückschreckt, sie in die Umgebung von Terroristen zu stellen: „Doch Pisa-Deutschland hat das alles verlernt. Der Scherbenhaufen der 68er-Rückschritts-Rebellen (sic!) verdeckt die Sicht auf den lebensfördernden Fortschritt. Mit der Spaßgesellschaft gehen immer auch Bildungsnotstand und Kulturlosigkeit einher.“

Oder wie finden Sie so etwas: „Humanität ohne Divinität führt zur Bestialität.“?

Das ganze Buch ist nach meinem Verständnis eine polemische Zumutung mit erschreckend ultra-reaktionärem Gedankengut, wie wir es in Deutschland nie
wieder zulassen wollten.

Wir dürfen Peter Hahne und sein Werk zusammenfassend mit seinen eigenen Worten wie folgt charakterisieren: „Stereotypen sind jedoch nichts anderes als die Stützräder für kleine Denker, die Großes formulieren wollen.“ Dem wäre nichts mehr hinzuzufügen, wenn die niedergeschrieben Gedanken nicht so brandgefährlich wären. Mir ist ausgesprochen unwohl dabei, dass so etwas (wieder) in Deutschland (mit teilweiser großer Zustimmung) veröffentlicht wird. Wenn diese Art von lautem Denken wieder „Mode“ wird, dann ist mir sehr bang um den Rest unserer demokratisch verfassten Gesellschaft.

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