Karin Pryor – „Positiv bestärken, sanft erziehen“

Rating: ★★★☆☆ 

Motiv für den Kauf dieses Buches war zugegeben das Interesse an einer Methode der sanften Hundeerziehung. Ich habe jedoch schnell erkannt, dass der Untertitel „Die verblüffende Methode, nicht nur für Hunde“ durchaus zutrifft.

Und das ist nicht weiter verwunderlich, denn man darf die Arbeit Karen Pryors
als Tier-Trainerin auch als die Fortsetzung von B. F. Skinners (auch bekannt als
„Ratten-Skinner“) Forschungen über klassisches und operantes Konditionieren
begreifen.

Und genau an dieser Stelle wird das Buch auch für all jene Leser interessant, die sich privat oder beruflich mit der möglichen Veränderung von menschlichen Verhaltensweisen beschäftigen.

Dabei muss man sich allerdings zunächst von dem Gedanken befreien, die Theorien des „Behaviourismus“ seien nicht auf den Menschen anzuwenden. Denn genau das war ja eine der Hauptkritiken an Skinners Ansatz vor einigen Jahrzehnten. Pryor weiß selber darum: „Gelegentlich scheint es so, also ob man die Behavioristen predigen hörte, alles menschliche Verhalten sei ein Produkt des Lernens und Konditionierens (…). Natürlich ist das nicht so. Verhalten ist eine Suppe aus externen und internen, gelernten und ungelernten Reaktionen“.

Das was Karen Pryor dann über „Bestärkung“ schreibt, lässt sich vielfach auf Erziehung generell übertragen. In unserer westlichen Kultur findet meist eine Abstrafung falschen Verhaltens statt, statt einer Belohnung des richtigen. Wer ständig kritisiert, tadelt oder gar straft, muss sich ggf. fragen lassen, ob er vergessen hat, richtiges Verhalten rechtzeitig anzuerkennen.

Auch im Unternehmensalltag wird meist nach dem Motto geführt „Nicht geschimpft ist Lob genug!“ – dabei leben Menschen wie Tiere aus der (positiven) Wahrnehmung und Rückmeldung. Insofern wird auch der Leser, der etwas über „Menschführung“ wissen will, hier in Teilen fündig.

Allerdings – das sein einschränkend vermerkt – ist auch das vorliegende Fachbuch von seiner Art her ein typisches US-Amerikanisches Werk. Vieles kommt im leichten Konversationston als wissenschaftlich daher – und genau an diesem Stellen möge der Leser kritisch bleiben. So sind denn auch die Beispiele, die am Ende der Vorstellungen der acht Methoden gegeben werden, teilweise Haare sträubend und zeugen einmal mehr von einer gewissen Naivität, die „den Amerikanern“ oft gerne und mE zurecht unterstellt wird.

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