HaPe Kerkeling – „Ich bin dann mal eben weg“

Rating: ★★★☆☆ 

Nachdem nun auch meine Heimatgemeinde Weyhe seit Kurzem einen etwa 15 Kilometer langen Abschnitt des europäischen „Jakobsweg“ aufweist, ist es wohl an der Zeit, doch noch über das einschlägige Buch von HaPe Kerkeling zu berichten.

Bücher über den Jakobsweg gibt es viele. Doch wenn sich HaPe Kerkeling im Jahre 2001 auf diese Pilgerreise begibt und darüber im Jahre 2006 ein Buch schreibt, dann kann das nur ein Kassenerfolg werden.

Doch nicht nur das: Seit Kerkelings Buch ein Bestseller wurde (mehr als 2 Mio verkaufte Exemplare) explodieren die (deutschen) Pilgerzahlen in Spanien. Machten sich im Jahre 1970 gerade mal 68 Pilger auf den Weg, waren es im Jahre 2010 bereits mehr als 210.000 – Tendenz weiter steigend. Die Suche nach dem Sinn nimmt offenbar zu in einer sich zunehmend sinnentleerenden Gesellschaft.

Kerkeling selber geht es mit diesem Buch offenbar auch nicht primär ums Geschäft. Gebeutelt von einigen bedenklichen  Erkrankungen, deren Ursache er seiner eigenen Lebensweise zuschreibt, nimmt sich Kerkeling sechs Wochen Auszeit und begibt sich nach Spanien.

Denn ursprünglich wird der „Camino Francés“ als der klassische Jakobsweg verstanden, der auf einer Strecke von knapp 800 Kilometern quer durch Nordspanien an den Pyrenäenpässen von Somport oder von Roncevalles beginnt und zum Zielort Santiago de Compostela führt. Alle anderen Verlängerungen des Jakobswegs sind meist erst nach 1987 entstanden – dem Europarat sei Dank.

Als eher unsportlicher „Moppel“ wird HaPe Kerkeling die Wanderung auf dem Jakobsweg so manches Mal zur Qual (was ja durchaus intendiert ist bei solchen Unternehmungen gläubigen Tuns). Als Lohn winkt ihm am Ende nicht nur die offizielle Urkunde, diesen Weg absolviert zu haben, sondern auch die Gelegenheit, das eigene bisherige Leben Revue passieren zu lassen.

Und so erfährt der Leser denn auch einige (ggf. interessante) Details aus dem Leben des Hans-Peter Kerkeling aus Recklinghausen – und in diesem Sinne halten wir eben nicht nur einen Reisebericht, sondern auch eine Kerkelingsche (Teil-) Autobiographie in den Händen.

So hübsch leichtfüßig und unterhaltsam wie Kerkeling seine Arbeit als Komiker inszeniert, gerät ihm auch dieses Buch, auch wenn er in diesem hin und wieder auch ernsthafte Versuche unternimmt, tiefer zu schürfen, nach dem Sinn seines Lebens, nach Gott zu fragen.

Die Beschreibungen von Orten, Menschen und Begegnungen sind selbstredend oft nicht ohne Komik. Doch hier und da schimmert auch der sensible und durchaus oft übellaunige Kerkeling durch. Und so überrascht es uns nicht, dass auch er nach nichts anderem auf der Suche ist, als nach dem kleinen Glück hier auf Erden, insbesondere nach gemeinsamen Mußestunden bei Milchkaffee, gutem Essen und guten Gefühlen.

Am Ende stellt der Leser befriedigt fest: Auch die TV-Prominenz stellt sich bei ehrlicher Betrachtung als ganz normal und menschlich dar. Wer hätte das (nicht) gedacht?

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2 Antworten zu HaPe Kerkeling – „Ich bin dann mal eben weg“

  1. Nur so viel: Dass es HaPe Kerkeling nicht ums Geschäft ging, wenn er immerhin fünf Jahre nach seinem Weg ein Buch darüber veröffentlicht, halte ich für ein nettes Märchen. Ansonsten kann ich mich der Meinung des Autors fast bedenkenlos anschließen, auch wenn mir das Buch in manchen Phasen ein wenig gewollt populistisch erschien. Insofern sollte man vielleicht die „tieferen“ Einblicke in die Seele des Entertainers mit Vorsicht aufnehmen. Insgesamt widerspiegelt das Buch den Menschen HaPe Kerkeling so, wie man ihn von der Bühne kennt. Und das schließt ja ein wenig Schlitzohrigkeit keinesfalls aus. P.S.

  2. Lieber Herr Schumann,
    dass Herr Kerkeling ein erfolgreicher Entertainer ist und den Populismus damit sicher auch im Doppelpack mit sich herumträgt, ist ebenso gewiss, wie er deshalb nicht zwangsläufig gleichzeitig zu den deutschen Geistesgrößen und Großschriftstellern gehören muss. Andererseits nehme ich ihm das Motiv „Läuterung“ bzw. „Auszeit“ wie jedem anderen Menschen in bestimmten Lebensphasen durchaus ab. Manchmal ist es einem eben zu viel. Auch der Rummel um die eigene Person.

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