Christian von Ditfurth – „Mann ohne Makel“

Rating: ★★★★☆ 

Christian von Ditfurth ist selber studierter Historiker. Da fällt es ihm gewiss nicht schwer, eine Figur wie den Historiker Josef Maria Stachelmann zu erschaffen, der den Kollegen von der Kripo hilft, einen verworrenen Mordfall aufzuklären, der in die Nazi-Zeit zurückreicht.

Der Autor lässt wissen, dass er zwar Romane als Historiker schreiben will, aber es keine historische Romane werden sollen. Laut Lübecker Nachrichten handelt es sich um den ersten Krimi, bei dem ein Historiker als Detektiv mitwirkt.

Von der Handlung her geht es in diesem ersten Stachelmann-Roman um „arisiertes“ Eigentum von Juden – das sind in „Mann ohne Makel“ die Tatsachen. Das Erfundene: Dem Hamburger Immobilienmakler Maximilian Holler wird 1999 die Frau und in den beiden folgenden Jahren je ein Kind ermordet. Die Polizei tappt im Dunkeln über die Motive des Mörders.

Stachelmann findet im Laufe seiner Ermittlungen, die er für seinen Studienfreund Kommissar Winter betriebt, heraus, dass Hollers Vater Hermann zu einer Gruppe von Nazis gehörte, die sich seinerzeit wechselseitig beim „Arisieren“ von Immobilien halfen und ihre Nachkriegsexistenz alle im Immobiliengeschäft begründeten. Doch die Täter leben noch und  die Opfer zum Teil auch.

Die Aufklärung der Verwicklungen der Mordgeschichten gehen mühsam voran. Mehrere Menschen müssen sterben, bis der Täter endlich gefasst werden kann. Stachelmann selber entgeht zwei Mal knapp dem Tode. Der Leser lernt, dass auch die Finanzämter wenig Interesse haben, bei der Aufklärung mitzuwirken: Sie zogen in der Regeln Geld und Güter der Emigrierten oder Deportierten als „Fremdeigentum“ ein. Das kollidierte mit den Machenschaften einzelner Nazis, sich privat an den Hinterlassenschaften zu bereichern suchten – und so aus Behördensicht der „Volksgemeinschaft“ vorzuenthalten. Es gibt tatsächlich einen umfangreiche Schriftwechsel zwischen Finanzbehörden und Parteiorganisationen in dieser Angelegenheit. Die wissenschaftliche Auswertung wird heute noch dadurch erschwert,  dass der Bundestag 1988 die Schutzfrist für Finanzamtsakten verlängert hat.

Ein spannendes und vielversprechendes erstes Buch mit dem Historiker Stachelmann. Das Hörspiel wird gekürzt von einer Vielzahl von Sprechern u.a. Joachim Bliese, Michael Evers, Eva Kryll auf 2 CDs und 109 Minuten Laufzeitvorgetragen und ist auch dramaturgisch gut umgesetzt worden.

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