Wolfgang Schorlau – „Das München-Komplott“

Rating: ★★★★★ 

Der im Jahre 1951 geborene Wolfgang Schorlau hat nicht nur als Manager in der Computerindustrie gearbeitet, sondern erfuhr auch als Spät-68er einen Grad der Politisierung, ohne den sein Held Georg Dengler wohl kaum jenen Erfolg hätte, den Schorlau inzwischen genießt – auch wenn er sich erst im Alter von 50 Jahren seinen Traum von einem Leben als Schriftsteller erfüllte.

Ähnlich wie er selber hat auch sein Held Georg Dengler seine wahre Berufung erst spät erfahren und sich nach seiner Zeit als BKA-Ermittler als Privatermittler selbstständig gemacht. Alle Protagonisten Schorlaus haben offenbar reale Menschen als Vorbild, und die beschriebenen Ereignisse sind nah, oftmals sehr nahe an der Wirklichkeit. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Schorlau sich auf diese Weise ganz nebenbei die Aufklärung des Lesers über Ereignisse der neueren deutschen Geschichte zum Anliegen gemacht hat. Denn unter dem Motto „Finden und Erfinden“ erläutert der Autor jeweils in einem Nachwort die realen Hintergründe seiner Geschichten.

Der vorliegende fünfte Fall ist aus meiner Sicht der brisanteste. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was Schorlau über die Hintergründe des Attentats auf das Münchener Oktoberfest im Jahre 1980 schreibt, dann wirft dies einmal mehr ein ausgesprochen schräges Licht auf den Verfassungsschutz der Bundesrepublik sowie die weltweiten Aktivitäten US-amerikanischer Geheimdienste.

Doch im Gegensatz zu manchen illuminierten Krimikollegen, die sich finstere Mächte erfolgreich aus dem Fingern saugen, scheint die Fakten bei Schorlau sauber recherchiert zu sein – und genau deshalb bleibt am Ende dieses Kriminalromans ein großes Unwohlsein beim Leser zurück. Das, was Schorlau in diesem Buch beschreibt, nährt einmal mehr das Misstrauen gegenüber einem Staatssystem, das vor allem mittelmäßige, korrupte oder unfähige Politiker und ihre Steigbügelhalter an die Macht bringt. Hier geht es nicht um
die Säulen der Erde, sondern um nichts weniger die Säulen unserer Gesellschaft.

Fazit: Ein brandaktueller, spannender und überaus gelungener Kriminalroman über entfesselte Geheimdienste und abgehalfterte Politiker.

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