Wolfgang Schorlau – „Fremde Wasser“

Rating: ★★★★☆ 

Der dritte Fall Schorlaus /Denglers erhält ungewollte Aktualität:

Die E.ON ist vor drei Jahren daran gescheitert, sich den spanischen Energiekonzern Endesa für 42 Milliarden Euro einzuverleiben.

Die „Heuschrecken“machen sich inzwischen nicht etwa nur über börsennotierte Aktiengesellschaften her, sondern entwickeln auch zunehmendes Interesse für Institutionen der öffentlichen Daseinsvorsorge. Durch die rasante Verschuldung der Gemeinden sehen sich diese gezwungen, ihr „Tafelsilber“ zu verscherbeln. Und so
wird kurzerhand aus einem öffentlichen Belang ein Investment.

Anders als die kommunale Daseinsvorsorge haben Investoren nur ein Ziel, nämlich das eingesetzte Kapital kurzfristig zu mehren. Ergebnis für den Bürger: Steigenden Kosten und abnehmende Qualität. Das war vor wenigen Jahren ausgezeichnet zu beobachten
beim Kauf von „Thames Water“ durch die RWE – von dem sich Schorlau für seinen Krimi hat inspirieren lassen.

Das zugrunde liegende Erfolgsrezept: Man kauft, spart das Objekt kaputt und verkauft es dann nach einigen Jahren wieder, allerdings als Sanierungsfall, bei dem dann der Staat
als Retter auftreten darf – die Kosten werden sozialisiert.

Längst sind andere Energie- und Getränkekonzerne auf die letzte wichtige Ressource „Wasser“ aufgesprungen. Systematisch werden Mineralbrunnen weltweit aufgekauft und kommunale Wasserwerke – mit teilweise mafiöser Einflussnahme auf die Kommunalpolitiker – privatisiert. Eine Politikerin deckt diesen Schwindel auf – und wird aus dem Verkehr gezogen. Was zunächst als Herzinfarkt aussieht, erweist sich im Zuge
der Ermittlungen als kaltblütiger berechnender Auftragsmord.

Schorlaus dritter Dengler-Krimi ist – wie der erste  – von bedrückender Aktualität und ausgesprochen gut recherchiert. Er steht damit dem derzeitigen Erfolgsautor Frank Schätzing in nichts nach. Im abschließenden Kapitel „Finden und erfinden“ stellt Schorlau dem Leser seine Quellen vor, die auch von seiner Internetseite heruntergeladen werden können – ein neuer interessanter Kommunikationskanal für Autor und Leser.

Fazit: Ein überaus bedrückender aber sehr lesenswerter Polit-Krimi mit einer Toten und viel Realitätsbezug .

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