„sonntags – Erfindung der Freiheit“

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Die Flexibilisierung der Arbeitszeit hat enorme „Fortschritte“ gemacht. Seit Jahren wird seitens der Wirtschaft auch an der letzten Bastion gebohrt. Unproduktive Zeiten,  das ist „Teufelszeug“ für das Kapital, das seine Maschinen am liebsten jeden Tag rund um die Uhr auslasten möchte.

Doch noch ist der Sonntag in unserer westlichen Kultur durch die christliche Religion stark verankert, auch wenn kaum noch jemand zum Gottesdienst geht.

Warum ist so ein freier Tag auch in modernen Zeiten weiterhin wichtig? Jeder Mensch braucht schöpferische Pausen. Niemand kann acht Stunden konzentriert durcharbeiten. Wer erfolgreich sein will, muss Pausen machen. Nur, wer pausiert, kann wahrnehmen, was gelungen ist. Wer arbeitet, muss Pausen machen. Kein Gott und kein Mensch kann offenbar pausenlos arbeiten.

„Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes, da sollst du kein Werk tun, weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der in deinen Toren ist. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer, und alles was darinnen ist. Aber am siebenten Tag ruhte er von allen seinen Werken. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn.“ (Mose 20,8-11)

Er hat inzwischen fast etwas Anachronistisches, auch wenn der Sonntag bereits auf vielfachem Wege ausgehöhlt wurde (Tankstellenshops, verkaufsoffene Sonntage, touristische Sonderregelungen).

„An einem Sonntag einkaufen zu können, setzt uns noch zusätzlich unter Druck. Wir gewinnen den Sonntag nicht, sondern verlieren ihn. Denn wir verlieren die Zeit, die gekauften Produkte auch zu genießen.“ (Helmut Rosa)

Der Sabbat war ursprünglich der letzte Tag der Woche. Daher beginnt die Woche nach jüdischer, christlicher und islamischer Tradition mit dem Sonntag. Die älteste Bezeichnung des christlichen Sonntags ist „Erster Tag nach dem Sabbat“. Den Sonntag zum Tag des Herrn hat der zum christlichen Glauben bekehrte römische Kaiser Konstantin im Jahre 321 gemacht – deshalb auch „domenica / dimanche“. Dass die Woche in den meisten europäischen Staaten inzwischen mit dem Montag beginnt, ist eine andere Geschichte.

Sonntags. Erfindung der Freiheit“ heißt ein wunderschönes Buch, mit dem Leser ihre persönlichen Sonntagsoasen entdecken können. 52 Themen laden zum Träumen, Denken, Gestalten ein, vom „Tatort“ bis zur Auferstehung, vom Sonntagsbraten bis zum Grundgesetz: eine 144-seitige Liebeserklärung an diesen Ausnahmetag.

Das Buch ist auch editorisch außergewöhnlich schön gestaltet und misst 22,5 cm im Quadrat, gebunden in orange-leuchtendem Seidentaft. Es kostet nur 12,00 € und ist Teil der Initiative „Mach mal Sonntag!“.

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