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Dieses Buch erschließt sich dem Leser weder auf den ersten noch den zweiten Blick. Und das liegt nicht nur an dem (für mich eindeutig) zu klein gewählten Zeichensatz oder den sehr eng beschriebenen Seiten mit nur kleinen Rändern. Beides sind keine Kriterien, die per se gegen ein solches Buch sprechen müssen, sind gleichwohl aber symptomatisch, denn auch inhaltlich ist dies kein einfach zu lesendes Werk. Mehrfach musste ich einen Anlauf nehmen, doch dieses Buch will sich dem Leser nicht so einfach erschließen – es sperrt sich.
Dabei versteht der Autor ohne Zweifel sein schriftstellerisches Handwerk. Und wohl nicht zufällig ist man an mancher Stelle an Texte wie die eines Martin Walsers erinnert, was die Erzähltechnik, die Dialoge oder die Rückblenden betrifft.
So wie sich der Freitod Johanns, eines Freundes des Protagonisten Paul Clement, als roter Faden durch das gesamte Werk zieht, hat auch der Diwan offenbar seine Bedeutung (immerhin taucht er bereits in Gronds Roman „Almasy“ aus dem Jahre 2002 erstmalig auf), wohl als Symbol der Gegenwart. Vergangenheit und Gegenwart verweben sich hingegen wie Okzident und Orient (wenn auch anders als im „West-östlichen Divan“ Johann Wolfgang von Goethes, in dem dieser von 1819 bis 1827 seine letzte große Gedichtsammlung verfasste) und Gustave Flaubert meets Michel Houellebecq.
Auch der Gustave Flaubert (1821 – 1880) durchzieht den Roman, da Journalist Paul Clement sich zu einer Reise auf Flauberts Spuren nach Ägypten aufmachen will. Doch da
ereilt ihn die Nachricht vom Tode seines Freundes. Paul ist erschüttert und glaubt, Zusammenhänge zwischen seiner eigenen Gegenwart und der Flaubert zu erkennen – dabei beherrscht Grond die Technik der „Melange“ (der weit auseinanderliegenden Räume und Zeiten) ähnlich meisterhaft wie einst Flaubert.
Am Ende bleibt der Leser ratlos angesichts dieses Romans. Cui bono? Der Autor selbst gibt uns die Antwort: „Ich bin ein Schriftsteller, das ist mein Name, so werde ich unsterblich, und doch geschieht es unablässig, verwandelt die Schreibwut den Globus in ein Erg vom Romanen.“
Fazit: In keiner Hinsicht leichte Kost, was Walter Grond uns mit dem „Gelben Diwan“ zu bieten hat.