Arno Schmidt – „Zettel’s Traum“

Rating: ★☆☆☆☆ 

Joyces Beitrag zur modernen Literatur bestand im Einsatz des „Stream of Consciousness“, des sog. inneren Monologs. Joyce hat diese literarische Technik zwar nicht erfunden, jedoch konsequent angewandt und weiterentwickelt. Das muss man nicht mögen.

Sein Roman „Finnegans Wake“, mehr noch als „Ulysses“, gilt als eines der kompliziertesten literarischen Werke des 20. Jahrhunderts – beide gelten als unübersetzbar. Auch die Zahl der Leser, die daran gescheitert sind, sind Legion.

Arno Schmidt hat sich intensiv mit James Joyce auseinandergesetzt und Teile aus „Finnegans Wake“ übersetzt. In seinen Radioessays behandelt Arno Schmidt dieses Spätwerk von Joyce und dechiffrierte dabei zahlreiche der vielen eigenwilligen Neologismen des Werkes.

Schmidt ist auch der Übersetzer des Buches „Meines Bruders Hüter“, das unvollendete Werk von Stanislaus Joyce, das Schmidt als Gegenschrift zu „Finnegans Wake“ deutete.

Oskar Wiener schreibt: „(…) nun ist jedoch ZETTELS TRAUM (…) in der einstellung zum wortgebrauch eine imitation von FINNEGANS WAKE, in der technik der erzählung eine imitation des ULYSSES, und in der vorgetragenen theorie ableger einer recht populär verstandenen psychoanalyse.“

Ohne Zweifel ist Arno Schmidt also das deutsche Pendant des Engländers James Joyce. Wenn man dessen Werke nicht mag, wird man auch mit Schmidt wenig zufrieden sein. Und Englisch muss man schon können. Ohne das wird’s nicht gehen. Und in der Tat gilt auch dieses Werk als eines der schwierigsten Bücher deutscher Literatur – und als nahezu unlesbar. Der einzige Leser, der das Werk wohl wirklich verstanden hat, war Schmidt selber.

Ein Jahrzehnt lang hat Schmidt, für „Zettels Traum“ seine winzigen Notizzettel (etwa 130. 000) gesammelt; vier Jahre hat er daran geschrieben. Herausgekommen sind ein 24-Stunden-Tag auf 1330 DIN-A3-Seiten.

Von Dieter E. Zimmer stammt das Zitat: „Es könnte schon sein, dass in Zettel’s Traum das literarische Meisterwerk des Jahrhunderts steckt; es könnte sein, daß es sich um eine Art Streichholz-Eiffelturm in Originalgröße handelt, von einem Hobby-Berserker um den Preis seines Lebens erstellt. Vielleicht auch beides“.

Nein, man muss das ganze Werk oder Opus doch wohl eher als Gesamtkunstwerk, denn als Literatur betrachten. Ein gute Einführung in das Werk gibt dieses Hörbuch mit Joachim Kersten, Bernd Rauschenbach und Jan Philipp Reemtsma – dem Mäzen von Arno Schmidt.

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