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Die Oper ist etwas ganz Besonderes: Sie bringt nämlich Musik, Tanz, Gesang und Schauspiel zusammen. Keine Kunstform an Theatern treibt mehr Aufwand.
Die ersten Opern stammen aus der Zeit des Barock (etwa 1575 bis 1770). Offenbar entstammen sie den Adelspalästen in Florenz. Barock, so schreibt Wolfgang Herles, sei „das Unregelmäßige, Bizarre, Exaltierte“.
„Zehn Geschichten von Liebe, Wahnsinn und Tod“ – so lautet der Untertitel zu Herles Buch, in dem er den Versuch macht, seine Leser für diese Kunstform zu begeistern. Denn das Publikum für Opern wird immer kleiner. War sie einst DIE Unterhaltungsform des 18. und 19. Jahrhunderts, so gilt doch, dass sie keinen anstrengungslosen Genuss erlaubt. Vielleicht ist sie in unserer konsumorientierten Zeit deshalb auf dem absteigenden Ast?
Zehn Opern von zehn Komponisten. Nicht etwa Wolfgang Herles Lieblingsopern, sondern „zehn exemplarische Reiseempfehlungen in die Welt der Oper“. Sie umspannen die gesamte Operngeschichte. Der Autor will uns die Angst vor dem vermeintlich Schwierigen nehmen- und das gelingt ihm ohne jede Einschränkung!
Und diese Opern bringt uns Herles in ihrer Entstehungsgeschichte, Rezeption, Bedeutung und Interpretation nahe:
– Fidelio (Beethoven)
– Don Giovanni (Mozart)
– Tosca (Puccini)
– Rusalka (Dvorak)
– L‘ Incoronazione di Poppea (Monteverdi)
– Salome (Strauss)
– Moses und Aron (Schönberg)
– Anna Nicole (Turnage)
– La Traviata (Verdi)
– Rheingold (Wagner)
Immer beschreibt er auch verschiedene moderne Inszenierungen der jeweiligen Oper, ihre Transponierung in die Moderne. Der Leser hat plötzlich eine Ahnung, worum es dem „Regietheater“ geht.
„Oper,“ so schreibt Herles, “ setzt also in uns, dem Publikum, nicht bloß schöne, erhabene Gefühle frei, sondern rührt an dunkle Urgründe in uns.“ Märchen und Opern seien miteinander verwandt. Beide erzählten von Dingen jenseits der erfassbaren Realität.
Unbewusste Ängste und Lüste würden in der Oper dargestellt. Sie sei mithin eine moralische Veranstaltung, die eigentlich immer etwas höchst Unanständiges darstellt: „Im wahren Leben schließen sich enorme Schönheit und Bosheit nicht aus. In der Oper aber ist das eine untrennbar mit dem anderen verbunden.“
Vielleicht machte das schon immer den Charme dieser Kunstgattung aus?