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Wolfgang Herles war selber etliche Jahre Talkmaster der Sendung „live“ beim ZDF.
Doch sein Buch vermittelt dem Leser weder profunde oder gar neue Einsichten in den Talk-Betrieb, noch ist es unterhaltsam. Herles geht es nur bedingt um die Seichtigkeit heutiger Fernsehunterhaltung, es bereitet ihm offenbar vielmehr böses Vergnügen, seine Kollegen vom „Talk“ nach Strich und Faden zu desavourieren.
Herles geriert sich dabei wie ein klatschsüchtiges altes Weib, denn viele, ja, die meisten Kollegen erscheinen namentlich in diesem Buch. Nur die beiden Hauptakteure sind fiktiv. Der Autor hat ganz offensichtlich zu wenig Distanz, um dem Leser ein „objektives“ Bild dieser Unterhaltungsindustrie zu vermitteln – man hat den Eindruck, hier erhöhe sich nachträglich ein verletzter Jemand, indem er die Anderen maliziös erniedrigt.
Wer als selber in die Jahre gekommener Journalist und Moderator (Herles ist Jahrgang 1950) so gemein geifert und eiskalt abrechnet, hat garantiert wenig Freunde – und es fällt schwer, sich Wolfgang Herles als integren TV-Kollegen vorzustellen, so wie er sein Gift verspritzt.
In seinem letzten und wesentlich intelligenterem Buch „Die Dirigentin“ bleibt seinem abgehalfterten Protagonisten deshalb auch nur noch der letzte Ausweg, sich nämlich medienwirksam vom Balkon zu stürzen – doch nicht einmal das gelingt. Immerhin, zur selbstironischen Reflexion ist der ansonsten zynische Autor offenbar noch fähig.