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Dieses autobiographische Werk Goethes gibt dem Leser nicht nur einen Einblick in das Leben des Autors selber, sondern ist gleichzeitig ein hochinteressantes Zeitdokument zugleich. Und so schreibt Goethe denn auch selber in seinem Vorwort:
„Denn dieses scheint die Hauptaufgabe der Biographie zu sein, den Menschen in seinen Zeitverhältnissen darzustellen und zu zeigen, inwiefern ihm das Ganze widerstrebt, inwiefern es ihn begünstigt, wie er sich eine Welt- und Menschenansicht daraus gebildet und wie er sie, wenn er Künstler, Dichter, Schriftsteller ist, wieder nach außen abgespiegelt.“
Das Werk ist in vier Teile und insgesamt 20 Bücher gegliedert (zusammenfasst in einem etwa 1000-seitigem Buch beim insel-Verlag erhältlich). Die vier Teile erschienen nach und nach in den Jahren 1811, 1812, 1814 und 1833.
Das erste Buch beginnt logisch mit Goethes Geburt am 28. August 1749. Hernach schildert Goethe uns seine Erlebnisse bis zum Jahr 1775 – wir erleben also den jungen Goethe aus Sicht des Alters.
Man kann viel lernen in diesem Werke und wundert sich so manches Mal, wie „modern“ Goethe und manche seiner Zeitgenossen damals schon zum Teil dachten! So erfährt der Leser so manches über grundsätzliche religiöse und politische Gedankengänge, die an Aktualität nichts verloren haben. So mancher zeitgeistige Gedanke erweist sich dabei als schon vor über 200 Jahren bis zu seinem Ende durchdacht. Dies gilt insbesondere für religiöse Fragen und politische Systeme.
Die Biographie enthält ferner eine schier unendliche Fülle von Einzelheiten zu Personen und Ereignissen – und auch der Gattungsbegriff „Roman“ will keineswegs abwegig erscheinen. Wie viel von knapp 1000 Seiten Dichtung und wie viel Wahrheit ist, vermag wohl selbst der Autor nicht zu sagen – hält man doch mit zunehmendem Alter Dinge für wahr, die sich so faktisch nicht zugetragen haben.
(Wird fortgesetzt)