Konstantin Wecker – Die Kunst des Scheiterns“

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An Konstantin Wecker scheiden sich nicht nur die Geister – er wäre auch fast an sich selber gescheitert.

Vielleicht weil sein Verhalten oft völlig im Gegensatz stand zu seinen Liedern stand. Aber gelogen habe er mit seinen Liedern nie. Gelogen habe er mit seiner Lebensweise – so sieht es Wecker heute.

Mit seinen Eltern, besonders seiner kämpferischen Mutter, hat Wecker großes Glück gehabt – nie haben sie das einzige Kind aufgegeben, den Stab über ihn gebrochen, auch nicht, wenn er sie immer wieder belogen, bestohlen und maßlos enttäuscht hat.

Natürlich kokettiert Wecker schon ein wenig mit dem Buchtitel. Und die „biographischen Stationen“ am Ende des Buches sprechen eine deutlich Sprache über die Erfolge dieses begabten „klavierspielenden Sängers“ (so einer seiner Kritiker). Doch Wecker weiß, dass seine Misserfolge und Abstürze letztlich zwingend notwendig waren – oder um es mit einen Zitat von C. G. Jung auszudrücken: „Ein kräftiges Leid erspart oft zehn Jahre Meditation“.

Jede neue Erfahrung, jeder Erfolg, aber mehr noch jedes Scheitern lässt die eigene Biographie in einem neuen Licht erscheinen. „Wie erlebe ich mich heute, wie erlebte ich mich damals, mit welchem Bewusstsein verstehe und verstand ich mich?“

Heute mit 65 Jahren blickt Wecker ein wenig wehmütig auf sein Leben zurück. Ihm, der sein Leben durch Drogen lange fahrlässig gefährdete, wird nun das Ablaufen der Lebensuhr mulmig bewusst. Doch als belesener Mensch weiß er, dass erst das Annehmen des Todes, der Verlust der Angst vor dem Vergänglichen Freiheit bedeutet.

Und heute weiß er auch, dass aller Ruhm eitel ist und das Glück in der Reduktion liegt. „Es geht  ums Tun und nicht ums Siegen.“

Ein weises Buch eines illusionslosen und doch weiter an die Utopie glaubenden großen, engagierten Künstlers.

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