Clemens G. Arvay – „Friss oder stirb“

Rating: ★★★★☆ 

Dass Bio-Produkte „in“ sind, ist bekannt. Doch es wird einem spätestens dann wirklich bewusst, wenn man inzwischen in fast allen Supermarktketten Bio-Produkte zu verdächtig niedrigen Preisen in den Regalen entdeckt.

Fantastisch – denkt man: Trotz kleinen Budgets mit gutem Gewissen gesund und
günstig einkaufen! Was sich aber tatsächlich hinter diesen angeblichen Bio-Produkten
verbirgt, und wie leicht wir Konsumenten uns von der Lebensmittelindustrie etwas
aufTISCHEN lassen, ahnt man bereits nach wenigen Seiten des Buches von Clemens G.
Arvay „friss oder stirb“.

Auf seiner elfwöchigen Reise u. a. durch Deutschland, Schweiz, Österreich und England trifft Arvay auf Menschen, die unterschiedlicherer Ansicht kaum sein könnten: Das Spektrum reicht von Selbstversorgern, über kleinstrukturierte Biobauern bis hin zum Geschäftsführer des „größten Produktions- und Vermarktungsunternehmen für Bio-Eier in Deutschland“ (jährlich 100 Mio Bio-Eier).

Auf diese Weise zeigt Arvay die Schattenseite der Massenproduktion von Bio-Lebensmitteln und mit welchen Tricks deren märchenhaften Vermarktung stattfindet, auf die er durch intensive Recherche auf seiner Reise gestoßen ist.

Auf den ersten Blick mag es scheinen, als handele es sich hier um einen extremen Vertreter der „Öko“-Fraktion, der versucht, die bisher geschaffenen Innovationen in Frage zu stellen und uns alle von der Subsistenzwirtschaft zu überzeugen. Doch ist dies keineswegs im Sinne von Arvay. Im Laufe der zweiten Buchhälfte stellt er verschiedene Formen der nachhaltigen Lebensmittelproduktion vor (z.B. „urbane Gärten“), die
durchaus realistisch und zeitgemäß sind und somit für jeden Konsumenten eine
passende Form bereit halten.

Stets werden Beispiele mit Adressen angegeben, wo und wie diese Form der nachhaltigen Landwirtschaft bereits umgesetzt worden ist und inwiefern diese teilweise noch zu optimieren ist.

Am Ende dieses Buchs ist man weit entfernt von einer Schulter zuckenden Haltung „Ich alleine kann ja doch nichts ändern“. Diese ist vielmehr umgeschlagen in eine ermutigende Perspektive, die in der Frage mündet: „Wo in meiner Nähe befindet sich die nächste Gemeinschaft für solidarische Landwirtschaft?“

Zumindest aber wird der Leser dieses Buches in Zukunft im Supermarkt Bio-Eier nur noch mit schlechtem Gewissen kaufen, wenn überhaupt.

Das Buch ist soeben im ecowin-Verlag erschienen und kostet 21,90 Euro.

Dieser Beitrag wurde unter 4 Sterne, Gastbeitrag, Sachbuch abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.