Burkhard Ellegast – „Der Weg des Raben“

Rating: ★★★★☆ 

Ein Buch über den hl. Benedikt und die Benediktiner.

Das Buch ist eine Reise durch die Jahrhunderte des Glaubens, eingebettet in die eigene Autobiographie des Burkhard Ellegast.

Burkhard Ellegast wurde in Melk am 6. November 1931 geboren und besuchte das Stiftsgymnasium Melk. Nach der Matura trat er in das Stift Melk ein und wurde nach seinem Theologiestudium in Salzburg in der Stiftskirche Melk zum Priester geweiht. Es folgte das Lehramtsstudium für die Fächer Latein und Griechisch und die Promotion zum Dr. phil. Im Jahre 1975 wurde Burkhard Ellegast zum 66. Abt des Stiftes Melk gewählt.

Der Leser erfährt viel über das tägliche Lebens im Kloster, und was es bedeutet, sich für diesen Lebensweg entschieden zu haben. Ellegast stellt dazu immer wieder die entsprechenden Auszüge aus den Regeln des Benedikt vor.

Sein Leitmotiv ist: “Mach es anders”, ein Leitsatz für alle, die mitgestalten wollen. Sein Aufruf: Wenn man etwas sieht, das nicht richtig läuft, augenscheinlich eine falsche Richtung nimmt, dann soll man nicht wegsehen oder es einfach als gegeben hinnehmen, sondern mit an einer Lösung arbeiten.

Im Mittelpunkt seiner Idee steht immer die Gemeinschaft. In der Beschreibung der „Idee Kloster“ und ihres Wandels  knüpft Ellegast immer wieder Tradition der Benediktiner an und wirft einen modernen Blick auf das Leben heute.

Dabei erweist sich Ellegast als jemand mit großem und nahezu ideologiefreiem Weitblick:

„Der Konflikt zwischen Kommunismus und Kirche erscheint aus heutiger Sicht fast sinnlos. Schließlich verfolgten beide Bewegungen theoretisch ähnliche Ziele. Allen voran die „Nächstenliebe.“

Illusionslos gibt er zu: „… der Glaube wurde immer wieder dazu umfunktioniert, dem Staat zu helfen.“ (…) „Die Eigentümer der Fabriken dieses Überangebot an Arbeitskräften schamlos – um nicht zu sagen: gottlos – aus und bezahlten ihren Beschäftigten nur Niedriglöhne.“

Er spricht die Schattenseiten der timor domini offen an: „Es soll nicht verschwiegen werden, dass die Kirche immer wieder dazu geneigt hat, Gott so hinzustellen, dass man gute Gründe haben konnte, sich vor ihm zu fürchten.“

Und er weiß gleichzeitig, dass „… ein großes spirituelles Bedürfnis der Menschen nicht zu leugnen ist.“

Als allseits gebildete Persönlichkeit schafft Ellegast den Spagat zwischen sprituellem und weltlichem Leben. Mühelos rekurriert er auf Sokrates, Solschenizyn oder Saint Exupéry.  Er weiß um die Fehlbarkeit des Menschen, „weil er keine Grenzen kennt“ und dass das Böse „nicht nur um uns, sondern auch – gestehen wir es uns ein – in uns selbst“ ist.

In diesem Zusammenhang macht der gelernte Latein- und Griechischlehrer Ellegast auch auf einen Übersetzungsfehler in der Genesis aufmerksam: „Da gibt es aber auch den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, von dessen Früchten die Menschen nicht essen durften. Ein Übersetzungsfehler verniedlichte  die Sache: Malus heißt böse, malum der Apfel. Aus ‚arbor mali‘ , Baum des Bösen, wurde also der Apfelbaum.“

Sein Weltbild ist positiv: „Der Mensch will nun in all seinem Tun immer das für ihn Gute, Bessere uns Beste finden. Das für ihn absolut Gute will ich letztlich mit „Gott“ zusammenfassen.

Sein zentrales Interesse aber fasst er im Begriff der Gemeinschaft  zusammen. Und das bieten die Benediktiner ihren Mitgliedern – und dafür tritt auch Ellegast ein.

Das Buch ist im inovativen ecowin verlag erschienen und kostet 21,90 Euro.

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