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Es ist schon ein merkwürdiges Unterfangen, wenn jemand einen Bildband über die Gräber von berühmten Dichtern und Denkern herausgibt (Fotos: Simone Sassen).
„Wenn es um Gräber geht, ist alles, was wir tun, irrational.“
Suchen wir bei ihnen auch nach ihrem Tode die ultimativen Antworten?
„Irgendetwas wollen wir noch von dem Toten.“
In alphabetischer Reihenfolge präsentiert uns Cees Nooteboom etwa 100 Gräber von Apollinaire bis Yeats, die er im Laufe seines Lebens besucht hat. Die begleitende Texte sind unterschiedlich lang, mal ist es auch nur ein Zitat. Eine Sternstunde sein Einleitungsessay.
„In den vergangenen Jahren habe ich zahllose Gräber von Dichtern besucht, und die Empfindungen dabei gleichen immer. Man besucht Tote, die man besser kennt als die meisten Lebenden.“
Vielleicht erfährt mancher hier auch Neues über seine Lieblingsautoren? Dass Elias Canetti zum Beispiel sein Frau Veza schamlos ausgenutzt und mit vielen anderen Frauen betrogen hat? Schulterzucken, Künstler halt. Thomas Mann war auch kein Schätzchen, doch wäre er ohne seine Katia lebensunfähig gewesen.
Selbstredend ist die Auswahl der Gräber nicht zufällig. Das erste Grab besucht er im Jahr 1977 mit über 40 Jahren – es ist das von Proust, sein Lieblingsautor. Über 90 weitere sollen folgen.
„Ich habe sie besucht, weil sie zu meinem Leben gehören.“
Manche Grabstätten sind eitel, andere eher bescheiden. Selbst nach ihrem Tod wollen Menschen offenbar noch Eindruck schinden, manche sich auch hier noch mit einen Nimbus umgeben. Welch eitler Wahn.
Und warum „Tumbas“? „… vielleicht wegen des fröhlichen Klangs, den dieses Wort im Spanischen hat.“ Und warum schreibt man überhaupt? „Schreiben ist aufgeschobene Sterblichkeit.“ Aha!