Tania (Karen) Blixen – „Babettes Fest“

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In einem jütländischen Fischerdorf leben Menschen nach der streng pietistischen Lehre des Dorfpfarrers in Enthaltsamkeit und Demut. Zu ihrer Erbauung singen seine beiden Töchter Philippa und Martina – ihre Namen leiten sich von Martin Luther und Philipp Melanchton ab – in ihrer freien Zeit christliche Lieder, insbesondere Martina ist mit einer wundervollen Stimme gesegnet.

Sie wird vom französischen Opernsänger Achille Papin umworben, der sich zur Kur in dem kleinen Dorf aufhält und ihr mit Zustimmung des Vaters Gesangsunterricht erteilt. Als sie aber seine Zuneigung bemerkt, zieht sie sich zurück. Enttäuscht kehrt Papin nach Frankreich zurück.

Philippa hingegen ist von außergewöhnlicher Schönheit, und der Offizier Lorens Löwenhjelm verliebt sich Hals über Kopf in sie. Doch die beiden Mädchen entscheiden sich für ein Leben in frommer Enthaltsamkeit und Pflichterfüllung und gegen die Liebe und widmen sich fortan den Ideen ihres Vaters.

„Die beiden Mädchen griffen in das Schicksal zweier Herren ein, die aus der großen Welt da draußen gekommen waren und deren Herzen sie tief beunruhigt hatten.“

Inzwischen sind viele Jahre ins Land gezogen, Martina und Philippa leben noch immer gemeinsam in dem Haus ihres Vaters. Es ist das Jahr 1872. Nach der blutigen Niederschlagung der Aufstände von 1871 in Paris, bei der ihr Ehemann und ihr Sohn umgekommen, flieht die Meisterköchin des „Café des Anglais“ Babette mit einem Empfehlungsschreiben des Sängers Achille Papin in das kleine Fischerdorf an der Küste Jütlands.

Babette arbeitet fortan als Haushälterin für Phillippa und Martina. Das anfängliche Mißtrauen der Dorfbewohner ist inzwischen einer zurückhaltenden Sympathie für die geheimnisvolle Französin gewichen, die es sogar versteht, aus getrocknetem Fisch und Brotsuppe einen bescheidenen Genuß zu zaubern.

Mit den bescheidenen Mitteln, die den Schwestern zur Verfügung stehen, versorgt Babette den Haushalt und erhält dafür ein Dach über dem Kopf. Nach 17 Jahren erreicht Babette aus ihrer Heimat ein überraschender Lotteriegewinn, mit dem sie sich einen langgehegten Wunsch erfüllt. Sie lädt die kleine Gemeinde zu Ehren des 100. Geburtstages des Dorfpfarrers zu einem echten französischen Diner ein.  Die Zutaten für das Essen lässt sie eigens aus Frankreich kommen: Wachteln, eine Riesenschildkröte, frisch geschlachtete Hähnchen, einen Eisblock und einen Ochsenkopf.

Die Schwestern und die Dorfbewohner beschließen zwar, die Einladung anzunehmen, aber um ihrer asketischen, gottesfürchtigen Lebensweise treu zu bleiben, der Versuchung dieser weltlichen Genüsse mit eisernem Schweigen zu begegnen und die Kochkünste Babettes nicht zu loben.

Lediglich Martinas einstiger Verehrer, inzwischen General, Lorens Löwenhjelm, erkennt als Mann von Welt die außergewöhnliche Qualität des Essens und lobt das Mahl. Auch die übrigen Gäste werfen mit steigendem Alkoholkonsum ihre Vorsätze über Bord, nehmen das Festmahl als sinnlichen Genuss an und gehen aus sich heraus.

Und während sich die Bewohner aus ihrer sozialen Erstarrung lösen, erklärt Babette den beiden Schwestern nach der Feier, dass sie für dieses Mahl ihren gesamten Lotteriegewinn ausgegeben hat und gerne weiterhin in der Gemeinschaft leben möchte.

„Babettes Fest“ ist das anrührende Märchen eines französischen Dienstmädchens im dänischen Exil, das ihre Gäste für ein paar Stunden Babette in die Freuden des Diesseits entführt.

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