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“Im Grunde kennt die Literatur nur zwei große Themen: Die Liebe und den Tod. Der Rest ist Mumpitz.” (MRR)
In diesem Sinne ist Monika Marons neuer Roman ein gelungener – denn er umkreist eben diese beiden existenziellen Fragen. Olga, die alte Freundin der Ich-Erzählerin Ruth, ausgebildete Schauspielerin, mit fast neunzig Jahren gestorben, Mutter ihres ersten Mannes. Trauerfeiern dienen nicht nur als Beweis des Mitgefühls mit den Angehörigen, sondern auch dazu, das Leben im Zusammenhang mit dem Verstorbenen Revue passieren zu lassen.
Doch nicht nur die Aussicht, bei der Beisetzung den Vater ihrer Tochter zu treffen, verstört sie. Denn vieles haben wir in unserem Gedächtniskeller gut eingeschlossen, um Störendes zu vergessen und weiter leben zu können. Sie fragt sich, „wo die ganzen Ichs überhaupt bleiben, die man in seinem Leben war und denen man das letzte immerhin verdankt?“
Als sie am Tag des Begräbnisses erwacht, verschwimmen ihr die Buchstaben vor den Augen, ihre Wahrnehmung ist getrübt. Ruth, unlängst sechzig geworden, hadert mit der eigenen Sterblichkeit. Auf dem Weg zum Friedhof in der Nähe von Pankow verfährt sie sich und gelangt stattdessen in einen Park, der sich als ein ziemlich verwunschener Ort herausstellt und wo ihr für den Rest dieses Tages Tote und Lebende erscheinen, skurrile Szenen entstehen, in denen Vergangenheit und Gegenwart verschwimmen – einzig real ein ihr zugelaufener Hund.