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Seit über 50 Jahren lebt Georg Stefan Troller (Jahrgang 1921) nun in Paris. Er war lange Jahre Paris-Korrespondent und hat in dieser Zeit eine Vielzahl von Publikationen über diese Stadt veröffentlicht. Die vorliegende Autorenlesung ist quasi eine Quintessenz aus all seinen Erfahrungen und Erinnerungen.
Troller erzählt uns die Geschichten der Stadtteile, Restaurants, Salons, Boudoirs und Cafés der Stadt – und das, was Paris berühmten Söhne und Töchter darin trieben. Wie hinter vorgehaltener Hand erfahren wir historisch Belegtes aber auch ein wenig Klatsch und Tratsch von dieser oder jener Größe der Zeitgeschichte. Wir erhalten einen Einblick in das Liebesleben Edith Piafs, erleben die Ermordung Marats in allen Details, erfahren Neues über Georges Sand, bekommen neue Einblicke in die Affäre Dreyfus, vernehmen Persönliches über Victor Hugo, Marcel Proust oder Georges Simenon, lauschen den Lebensweisheiten Artur Rubinsteins und kommen auch am Verhältnis von Romy Schneider und Alain Delon nicht vorbei.
Troller greift bei seinen Geschichten oft auch auf seine eigenen Begegnungen mit Personen des Zeitgeschehens im Rahmen seiner journalistischen Tätigkeit zurück.
Rundum also ein erbaulicher und interessanter Blick hinter die Kulissen dieser Weltstadt, ihre Straßen, Plätze und Sehenswürdigkeiten.
Doch ist dieses Hörbuch am Rande auch ein Stück Autobiographie – und wohl deshalb hat der Autor es vorgezogen, es selber vorzulesen. Doch dies ist der einzige Makel des ansonsten zu lobenden Werks: Troller hat entweder einen Sprachfehler oder ein schlecht sitzendes künstliches Gebiss. Das Resultat ist ein penetranter Aussprachfehler des Buchstaben „S“, das Troller vor allem im Mittel- oder Ablaut als „SCH“ produziert. So wird aus dem Montparnasse ein „Monparnasch“, aus dem Boulevard Raspail ein „Boulevard Raschpail und aus dem Autor der Suche nach der verlorenen Zeit ein „Marschel Pruscht“. Bei allem Respekt: Das nervt nach einer Weile kolossal – und ich hätte mir einen professionellen Vorleser gewünscht. Deshalb ein Stern weniger als das Hörbuch an sich verdient hätte.