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In rascher Folge erschienen zwischen 1951 und 1954 Wolgang Koeppens „Trilogie des Scheiterns“, die Romane „Tauben im Gras“, „Das Treibhaus“ und „Der Tod in Rom“.
Es ist wohl das Verdienst von Leonhard Koppelmann und Walter Adler, dieses sich auch in Buchform nicht leicht zu erschließende bundesrepublikanische Frühwerk über 50 Jahre nach der Erstveröffentlichung als Hörspielbearbeitung vorzulegen.
Doch nicht nur das, hier wurden keine Kosten oder Mühen gescheut. Eine Vielzahl prominenter (Axel Milberg, Rüdiger Vogler, Ulrich Noethen u.v.a.m.) und professioneller Sprecher, gepaart mit musikalischen Kompositionen und Arrangements von Günter Lenz machen dieses Hörbuch mit seinen 6 CDs zu etwas Außergewöhnlichem. Die Koproduktion mit hr, SWR und WDR aus dem Jahre 2009 hat ein solches Werk von ca. 425 Minuten wohl überhaupt erst möglich gemacht.
Koeppens Trilogie wirft ein ernüchterndes Bild auf das Deutschland der 50er Jahre. Die alten Herren des Drittens Reichs spielen im ersten Teil Demokratie. Der zweite Teil zeigt die Oppositionsarbeit eines SPD-Abgeordneten im Bundestag der Adenauer-Ära gegen die Restauration alter Verhältnisse. Selten wurde der herrschende politische Schacher m. E. belletristisch so prägnant dargestellt. Der dritte Teil zeigt, wie die alte NS-Zeit noch Jahre nach Ende des Schreckensregimes bis in die tiefsten Ebenen einer Familie eingreift.
Alles in allem sind dies bedrückende Zeitbilder, die den Leser / Hörer ratlos und bedrückt zurücklassen, denn Koeppen erstickt die Hoffnung auf einen politischen Neuanfang der jungen Republik mit seinem Werk, schreibt sie ins Reich der Illusion.
Fazit: Eine überaus gelungene Hörspieladaption eines der – neben Heinrich Böll, Siegfried Lenz und Günter Grass – wichtigsten politischen Nachkriegsautoren Deutschlands.