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Nehmen wir es vorweg: Maarten ‚t Hart ist einer meiner niederländischen Lieblingsautoren.
Das Beste an diesem neuen Buch ‚t Harts ist der Epilog: Dort beschreibt ‚t Hart die Entstehungsmomente dieses Romans. Die knapp 300 Seiten davor gehören m.E. eher zu den schwächeren im Gesamtwerk ‚t Harts. Wer den vor kurzem erschienenen „Psalmenstreit“ gelesen hat, reibt sich verwundert die Augen: „Der Flieger“ hat einmal mehr den religiösen Eifer zum Thema. Das ganze Buch kreist um nichts weniger und mehr als die unterschiedlichen religiösen Auslegungen des Themas „Vergebung“ – eine Textexegese der Bibel auf hohem Niveau.
Auch der Titel ist nicht glücklich gewählt bzw. übersetzt, handelt es sich doch beim „Flieger / Vlieger“ um einen von Vater und Sohn selbstgebauten Drachen, den sie gemeinsam steigen lassen.
Und wie schon seit vielen Jahren erzählt ‚t Hart aus dem eigenen Leben in der orhtodox-reformierten Gemeinde, in der seine Vater „Grabmacher“ ist und der Wert darauf legt, nicht „Totengräber“ genannt zu werden.
Wie kaum ein anderer mir bekannter Schriftsteller, schafft es ‚t Hart, seine reformiert protestantische enge Kindheit in einer Reihe von Büchern nach und nach aufzuarbeiten, kein kleiner Verdienst. Die Ähnlichkeit mit lebenden und toten Personen muss dabei so groß sein, dass mancher Mitbürger aus seinem Geburtsort ihm im Epilog Schläge androht, sollte er sich auch noch an dessen Vorfahren literarisch vergehen.
Ihm Epilog bekennt ‚t Hart auch erstmals Farbe: Seine oft religiös angelegten Werke sind nichts als die eigene Abrechnung mit der Religion: „Weil in allen Ecken und Winkeln dieses Sumpflandes immer noch diese gruseligen Pastoren predigen und lehren (…) dieser Glaube (…) so eine bescheuerte, lächerliche, unsinnige Geschichte.“
Fazit: Lesbar vor allem für die treue Lesergemeinde ‚t Harts, für manch anderen vermutlich gähnend langweilig. Dass der Roman laut Klappentextrezension „nicht eine Szene, einen Satz oder ein Wort zu viel“ enthält, darüber ließe sich angesichts einiger Längen trefflich streiten.