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Bei den „Salzburger Festspielen“ wird traditionell Hugo Hofmannsthals „Jedermann“ gespielt, der seit 1920 einen festen Rang auf dem Domplatz von Salzburg hat und schon von vielen prominenten Schauspielern dargestellt wurde.
Immerhin stellt Hofmannsthal die zentrale Frage für jeden Menschen, wenn er einmal am Ende seines Lebens angekommen – und auf die noch nie jemand eine eindeutige Antwort zu geben vermochte. Die Grenzen des irdischen Seins gelten für jeden – und von diesem Leben lassen die meisten ungern, weiß man doch meist nicht mit dieser Transition umzugehen: Asche zu Asche.
Gewiss, die Unsterblichkeit bedarf nicht ausschließlich einer theologischen Erklärung. Auch physikalisch verschwindet der Mensch ja nicht – er nimmt nur andere Aggregatzustände an und löst sich in seine physischen Bestandteile auf. Nur, kann das ein Trost sein?
Der Mensch hängt doch meist sehr am Leben, mag es noch so erbärmlich sein. Besonders hart trifft es jene, die alles Erdenkliche auf Erden besitzen – und es doch zurücklassen müssen. Selbst Milliarden retten das Leben nicht, verlängern es möglicherweise auch nur wenig.
Und so bleibt angesichts des nahenden Todes die bange Frage, wer oder was hilft? Jedermann muss entsetzt feststellen, dass weder die Freunde („Gesellen“), noch das Weib („Buhlschaft“), noch die Familie („Vettern“), noch seine Bediensteten („Hausvogt“) in der Lage oder willens sind, ihm in seinem Dilemma zu helfen oder den schweren Weg mit ihm zu gehen.
Weder das viele angehäufte Geld („Mammon“), noch das, was er aufgebaut („Werke“) können ihn retten. Nur ein Weg erweist sich als tragfähig: der Glaube. „Hast mich dein Leben lang verlacht und Gottes Wort für nichts geacht, geht nun in deiner Todesstund ein ander Red aus deinem Mund?“ – Jedermann in heller Panik: „Ich glaub, ich glaub!“
Denn wie schon bei Goethe im „Faust“, läuft es auch bei von Hofmannsthal auf die „Gretchenfrage“ hinaus: „Wie hältst Du es mit der Religion?“. Und so wie Gretchen „gerettet“ wird, greift Jedermann nach dem rettenden Strohhalm und gelingt auch ihm im letzten Moment die Wendung zur Erlösung, zum „ewigen Leben“: „Wie Du mich zurückgekauft, so wahre jetzt der Seele mein, dass sie nit mög verloren sein und dass sie am Jüngsten Tag auffahr zur Dir mit der geretteten Schar.“
Dass man auch zu einem anderen Schluss kommen kann, beschreibt schon vor mehr als zweitausend Jahren Prediger Salomo („Koholet“): Er weist jene Theologien zurück, die das menschliche Glück einzig ins Jenseits verlegen und besteht darauf, das Diesseits nicht zu Gunsten des Jenseits zu entwerten.
Fazit: „Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ hat berechtigt seinen festen Platz im Literaturbetrieb, kommt doch kein Sterblicher an diesem Thema vorbei. Allein, ob er in der Antwort Hugo von Hofmannsthals seinen je eignen Weg findet, das sei jedem Lebendem selber überlassen. Andere „ewige“ Dichter, Denker oder Philosophen haben möglicherweise andere Antworten zu bieten. Und so bleibt das ganze Leben weiter der Suche danach geschuldet.