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Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Handlungsstrang eines Buches zu gestalten. Mancher Autor legt ihn von vornherein quasi architektonisch fest – andere (wie auch Pascal Mercier) orientieren sich offenbar an Kants Ansatz „über die langsame Verfestigung des Denkens beim Sprechen“ und überlassen die Handlung weitgehend sich selber. Das ist für den Leser oftmals die schlechteste Lösung.
Ich hatte beim Lesen den Eindruck, Pascal Mercier (das Pseudonym des Schweizer Autoren Peter Bieri) entgleite die Handlung immer wieder – und flugs kommt dann eine neue Episode oder Person daher. Die Handlung wirkt dadurch insgesamt fragmentiert. Dieses Phänomen kann man auch bei anderen Autoren beobachten, die Bücher in Abständen abschnittsweise fertig schreiben.
Mercier lässt seinen ersten Protagonisten Gregorius unendlich oft und viel hin- und herreisen (kein Wunder dass dieser am Ende schwächelt). Ermüdend sind auch die vielen und oft sehr langen Zitate des fiktiven portugiesischen Arztes de Prado. Ständig besucht Gregorius Personen aus dessen Leben. Das macht es dem Leser schwer, die knapp 500 Seiten durchzuhalten.
Gewiss, ein interessantes und in Ansätzen auch gelungenes Buch – nur bleibt es handlungsarm und zerrissen, wie sein zweiter Protagonist de Prado.