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Gewiss, man muss Lion Feuchtwanger und seine Werke schon mögen, will man dieses (Hör-) Buch genießen können.
Feuchtwanger gilt zu recht als einer der großen Chronisten des 20. Jahrhunderts. „Erfolg“ ist der erste Band seiner „Wartesaal-Trilogie“, in der er Aufstieg, Blütezeit und Fall des Nationalsozialismus beschreibt.
Feuchtwanger gelingt es dabei ähnlich wie Heinrich Mann, den einzelnen Menschen in seinem egoistischen Streben nach Oben, nach Macht und nach Anerkennung als Keimzelle jeglichen totalitären Staats hautnah zu beschreiben. Hier erleben wir unabhängig von ihrer gesellschaftlichen Stellung und Intelligenz die Aufsteiger, die Denunzianten und die Mitläufer. Nur wenige leisten Widerstand.
Die Schicksale von gut 50 bayerischen Zeitgenossen am Ende der Weimarer Republik werden zu einem beeindruckenden und eindringlichen „Sittengemälde“ verwoben und so die „historische Färbung eines ganzen Jahrzehnts“ (Feuchtwanger) erfasst.
Das Hörbuch ist eine dramaturgisch herausragende Inszenierung des Buches! Besonders herrlich die bayerischen Dialekteinstreuungen wie die von Franz Straßner oder Marius Aicher, Michael Habeck. Hier wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt: Mehr als 30 Sprecher wirken mit. Axel Corti übernimmt die Rolle des Erzählers, Hannelore Elsner die Hauptrolle der Johanna Krain.
Fazit: Eines der am besten inszenierten Hörbücher überhaupt! Dem SWR gebührt dafür Respekt und große Anerkennung.