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Nach „Vollidiot“ (2004), „Resturlaub (2006), „Millionär“ (2007) nun also „Hummeldumm“ (2010). Wurden die ersten drei Hörbücher noch von Profi Christoph Maria Herbst („Stromberg“) gesprochen, wagt sich der Autor nun selber ans Mikrophon, was – wie schon an anderer Stelle ausgeführt – selten eine gute Idee ist. Das Hörbuch umfasst 5 CDs und 333 Minuten Laufzeit.
Nehmen wir es gleich vorweg, „Hummeldumm“ (soll „dumm wie eine Hummel“ bedeuten) ist nicht nur Programm, sondern grenzwertig. Jaud übertreibt es hier deutlich mit Stereotypen über andere Landsmannschaften und Nationen, wenn neun deutsche „Kulturreisende“ zu einer Reisegruppe in Namibia zusammentreffen.
Ansonsten erlebt der Hörer / Leser zunehmend „Slap-Stick Effekte“, das heißt, er erlebt, wie Protagonist Matze Klein von einem Ungemach ins nächste stürzt und verharrt zwischen einem Gefühl von Mitleid und Schrecken. Das ist Provinztheater auf Pennälerwitzniveau, wenn sich Matze im Kleiderschrank seines vermeintlichen Nebenbuhlers versteckt.
Man merkt dem (Hör-) Buch, seiner Diktion, seiner Handlung an, dass Jaud im TV im „Comedy“-Bereich („Ladykracher“) angekommen ist (deshalb auch der Untertitel „Comedy-Roman“). Sätze wie „Der Stecker passte in etwa so gut in die namibischen Steckdosen wie eine Holzofenpizza in den Kartenschlitz eines Geldautomaten.“ sind symptomatisch. Manche finden das auch „echt witzig, absolut, ne„?
Dass der Titel zu den meistgelesenen Deutschlands gehört, passt in die Zeit: Schadenfrohe, niveaulose Breitenunterhaltung. Wenn man Gag-Schreiber für Harald Schmidt war, auch für die Sat.1-Wochenshow und für Anke Engelke und Bastian Pastewka, dann nimmt das nicht Wunder. Wir erleben damit den Übergang des privaten TV-Abendprogramms in die Literatur. Das muss man nicht feiern. Wir erleben vor allem Texte, die sich als literarisches Fast Food auf dem Niveau von Facebooksprech oder ausgedehnten Twitter-Beiträgen bewegen – wir sind im globalen Dorf angekommen, das „Dschungel-Camp“ lässt grüßen!
Mit diesem vierten (Hör-) Buch verhält es sich ähnlich wie mit Schwarzwälder Kirschtorte: Ein Stück ist lecker, das zweite isst man noch mit Genuss, das dritte mit Schwierigkeiten, das vierte erzeugt spontane Übelkeit. Echt, ne!