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Dies ist der zweite Teil (1981) nach „Aus großer Zeit“ (1978) der neunteilig angelegten „Deutsche Chronik“ von Walter Kempowski, im Jahre 2001 und 2002 vom Autor im Haus Kreienhoop in Nartum auf 15 CDs und knapp 18 Stunden als Hörbuch eingelesen.
Es ist die Fortsetzung der Familiengeschichte der Kempowskis. Anhand der eigenen Geschichte erzählt der 1929 geborene Walter Kempowski den Alltag, die Denk- und Handlungsweisen deutschen Bürgertums in dieser Zeit.
Vor dem Hintergrund des verlorenen Ersten Weltkriegs, des „Versailler Schandvertrags“ und der Weltwirtschaftskrise entsteht langsam eine nationale Volksbewegung, mit der sich die Kempowskis nicht anfreunden können, auch wenn sie ab 1933 glänzend an den Transporten mit Kies für den „Westwall“ verdienen.
Doch mehr noch als die politischen Zusammenhänge interessieren Walter Kempowski die Schilderung unterschiedlicher sozialer Milieus und unterschiedlicher Charaktere, das alltägliche Leben eines Durchschnittsdeutschen zwischen Ersten und Zweiten Weltkrieg.
Die Handlung beginnt dort, wo der erste Teil aufhörte, nämlich in den 1920er Jahren und endet kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Der Roman fährt mit dem Bericht über das Leben des Reeder-Sohnes Karl Kempowski und dessen Ehefrau Grethe, geborene de Bonsac fort. Um diese beiden Personen herum entwickelt der Erzähler Kempowski ein Geflecht von Episoden, die aus den verschiedenen Sichten von Karl und Grethe, deren Eltern und Kindern, Freunden, Nachbarn und Straßenbekanntschaften schildert.
Walter Kempowskis Vater Karl Kempowski hat es schwer, in der Reederei seines Vaters Robert william Kempowski akzeptiert zu werden. Der alte Herr hält ihn für einen Schwachkopf, hält ihn deshalb kurz und traut ihm wenig zu. Die anderen Angestellten machen sich über ihn lustig. Da privatisiert Karl Kempowski dann lieber, widmet sich mit seiner Frau Grethe Kunst und Kultur und im Abstand von wenigen Jahren werden drei Kinder geboren.
Auch wenn die Geschichte so typisch lakonisch und unterhaltsam von Kempowski erzählt und mit norddeutschem Tonfall vorgetragen wird, so lauert doch bereits das Schreckliche im Hintergrund. Denn Walter Kempowski ist unzweifelhaft der Meister der leisen Töne.