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Diesen Titel schrieb Simenon im Jahre 1966. Das Buch ist so gesehen ein eher „später“ Maigret (den ersten schrieb Simenon im Jahre 1929, den 108. und letzten 1972).
Ist der junge Maigret noch oft unwirsch und ungeduldig, zeichnet sich der späte Maigret durch größere Geduld und Übersicht aus. Es braucht sehr viele Pfeifen und Biere, bevor sich der Fall langsam löst.
In diesem Roman wird munter gelogen, und die schon früher in seinen Werken zu verzeichnende „Libertinage“ der Frauen, zeigt sich auch hier. Die Ehe hat keine Bedeutung, für den monogamen Maigret kein Problem und für seinen Autor Simenon kein Grund für einen moralischen Zeigefinder. Doch wenn Lina Nahour ihren Felix betrügt, kann das gleichwohl kein gutes Ende nehmen. Der Frage ist nur, ob der betrogene Ehemann, der neue Freund oder der betrogene Liebhaber ihr Mörder ist.
Maigret zieht niemals voreilige Schlüsse: „Vergiss nicht, dass ich vor dem Abschluss eines Falles nie etwas glaube.“, antwortet er seinem Kommissar Janvier. Doch dann trinkt er gegen seine einstigen Gewohnheiten in diesem Fall einen Whisky und greift er an der schwächsten Stelle an.
Doch wie immer hat Maigret Skrupel: „Ich habe nicht das Recht, mir Augen und Ohren zuzuhalten, und tue ich es nicht, so laufe ich in Gefahr, das Leben von Menschen zu ruinieren, die es nicht verdienen.“ Jemanden vor Gericht schuldig zu sprechen, ist für ihn kein Grund für die Herabqualifizierung eines Menschen. Denn mit des Geschickes Mächten ist kein ewger Bund zu flechten: „Es wäre trotzdem alles so gekommen, wie es kommen musste – nur eben etwas später.“
Fazit: Ein spannender Maigret-Roman, in dem alles um die Liebe geht, einen Mord, aber keinen wirklich Schuldigen gibt.