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Zunächst will man zurückschrecken vor den über 600 Seiten. Hat man dann einmal angefangen, lässt einen das Buch kaum noch los.
Wie ein „Bremen-Roman“, von denen es wahrlich nicht viele und schon gar nicht viele gute gibt (ausgenommen Friedo Lampe), gelingen kann, zeigt dieses Werk, das erstmals Ende der 50er Jahre erschien. Es hat in den dazwischen liegenden Jahren nichts an Kraft verloren.
Selten las ich ein erschütternderes Zeitdokument über den Wahnsinn des „Dritten Reichs“ aus Sicht eines jungen heranwachsenden Menschen des Jahrgangs 1922, der das alles halbwegs „über sich ergehen lässt“.
Lorenzen zeigt, wie aus dem verpassten Abiturienten ein „verpimpelter Tangojüngling“, aus einem „Frontschwein“ ein sibirischer Kriegsgefangener und einem kriegsgeschädigten Wiederaufbauer ein sozialer Abstiegskandidat wird.
Garniert wird die gesamte Geschichte um die Liebe und deren (Un-) Möglichkeiten. Rührend auch die nie versiegende Elternliebe.
Dass das Schicksal es dann zum Ende des Buches doch noch einmal gut meint mit unserem „Helden“ Robert Mohwinkel, versöhnt den Leser bevor er mit einem tiefen Seufzer in seine Kissen zurücksinkt, um sich zu überlegen, wem er sich wie dankbar zeigen kann, nicht in diesen Zeiten aufgewachsen zu sein.